Sicheres Stadionerlebnis – Für eine lebendige und friedfertige Fussballkultur

Die Fußball Bundesliga wird weltweit für ihre modernen Stadien und einzigartige Atmosphäre geschätzt. In Zeiten überteuerter Eintrittspreise und Stehplatzverbote in England, sowie leerer Stadien in Spanien und Italien erscheint die Bundesliga in vielerlei Hinsicht als ein Hort der Fankultur. Diese Fankultur wird vielerorts von mündigen, kreativen Fans angeführt. Bilder von riesigen Choreographien und Fahnenmeeren gehen jährlich um die Welt. Bei TV-Übertragungen der Europapokalspiele mit deutscher Beteiligung sind deutsche Anhänger oft in der sog. „Stimmungshoheit“. Dies liegt vor allem daran, dass Fans in Deutschland als elementarer Bestandteil des organisierten Fußballs wahrgenommen werden. Spätestens seit dem 12:12 Protest, für den in fast allen deutschen Stadien ein Stimmungsboykott durchgeführt wurde, ist bekannt welchen Einfluss Fans auf ein Spiel haben können. Es ist hierbei schwer zu fassen, bis wohin sich die Politik in den Fußball einmischen darf und sollte. Fakt ist: Politik kann und darf keinen Einfluss auf Fan- und Fußballkultur ausüben, die sich im
Rahmen der geltenden Gesetze bewegt. Die NRWJusos setzen sich dafür ein, dass ein neues Rahmenkonzept für Sicherheit im Stadion zwischen Politik, Sportvereinen und Fans erarbeitet wird. Folgende Punkte sollen dabei Beachtung finden:

Sicherheit
Um das Mitbringen von gefährlichen Gegenständen zu verhindern sind Einlasskontrollen am Stadioneingang unumgänglich. Diese werden von Vereinsseite organisiert. Es ist dafür zu sorgen, dass die Kontrolleure und Kontrolleurinnen in Bezug auf Persönlichkeitsrechte geschult sind, die Einlasskontrollen auf ein notwendiges Minimum reduziert sind und nicht deutlich mehr als eine oberflächliche Untersuchung der Personen und eine gründliche Durchsuchung von Taschen und Rucksäcken umfassen. Leibesvisitationen sind nach deutschem Gesetz nur mit richterlichem Beschluss möglich, diese Regelung muss selbstverständlich auch im Stadionkontext gelten und darf nicht durch die Stadionordnung außer Kraft gesetzt werden. Generell sind sowohl Polizei als auch
Sicherheitskräfte dazu angehalten, deeskalierend und nicht provokativ zu agieren, ihre Arbeit im Rahmen vernünftiger und zielgerichteter Richtlinien zu verrichten. Um einen Reibungslosen und schnellen Ablauf der Einlasskontrollen zu gewährleisten, fordern die NRW Jusos die Vereine auf, für mehr Ordnerinnen an den Eingängen zu sorgen. Ein bis zwei Ordnerinnen pro Eingang sind keine Grundlage um schnell, sicher und deeskalierend den Einlass
zu regeln, da Stadtionbesucherinnen keine Seltenheit sind. Es darf keine Option sein, die weiblichen Fans einmal durch die drängelnde Menge zu schicken, damit sie zu einer der wenigen Ordnerinnen am Eingang gelangen.

Kosten der Polizeieinsätze
Die im Rahmen von Bundesligaspielen, aber auch von Spielen in niedrigeren Ligen wie der Regionalliga entstehenden Kosten für Polizeieinsätze sind selbstverständlich weiterhin von der öffentlichen Hand zu tragen. Es ist Aufgabe der Polizei, die öffentliche Sicherheit zu garantieren; private Bezahlung von Polizeieinsätzen lehnen wir daher generell ab. Sicherheitsdienste im Stadiongebiet fallen sowohl von der Organisation als auch in Bezug auf die Kostenübernahme in den Verantwortungsbereich der Vereine. Die Arbeit der Sicherheitsdienste soll stets in enger Koordination mit Fanprojekten, Vereinsverantwortlichen, Vertretern der DFL und der Polizei organisiert werden,  sodass der Stadionbesuch sicher, angenehm und für alle Beteiligten ohne unnötige Belastungen stattfinden kann.

Stehplätze
Ein Stehplatzverbot lehnen wir entschieden ab. Die Tatsache ob jemand steht oder sitzt entscheidet nicht über die Sicherheit des Stadionbesuchs, sehr wohl aber über die Atmosphäre im Stadion. Wer den Fußball lebens- und erlebenswert halten will, darf sich nicht mit Maßnahmen wie Stehplatzverboten aufhalten.

Kollektivstrafen
Die kollektive Bestrafung Unschuldiger darf von uns unter keinen Umständen akzeptiert werden. Anwendung finden diese beispielsweise bei kollektiv verteilten Stadionverboten und einer offensichtlichen Erhöhung von Kartenpreisen für den Gästebereich auf Grund von Vorkommnissen in vorherigen Spielzeiten.

Fanprojekte
Ein Weg hin zu einer guten und nachhaltigen Fanpolitik umfasst zuletzt auch die tägliche Fanarbeit. Fanprojekte leisten eine wichtige und unverzichtbare Arbeit. Sie engagieren sich intensive gegen Rechtsextremismus und bieten eine Anlaufstelle für Probleme und Fragen aller Art, auch abseits des Stadions. Die Arbeit mit Jugendlichen und die Prävention muss gestärkt werden, weshalb mehr Arbeitsplätze geschaffen werden müssen. Wir fordern die Bereitstellung von sichtbar gekennzeichneten Schutzräumen in Stadien, in denen sich Opfer von physischer oder psychischer Gewalt sicher fühlen können. Außerdem fordern wir, nach Vorbild des legendären Anfield-Stadions in Liverpool, Notfallnummern für Opfer oder Zeug_innen von Übergriffen, um schnelle Hilfe zu garantieren.