FÜR EINE GESCHLECHTER­ GERECHTE SPRACHE IN SCHULBÜCHERN

Die NRW Jusos fordern die Schulen und das zuständige Ministerium in Nordrhein-Westfalen auf, bei der Neuanschaffung neuer Schulbücher vorzugsweise Lernmittel in geschlechtersensibler bzw. inklusiver Sprache zu berücksichtigen. Zudem sollte die Gleichberechtigung der Geschlech­ ter auch inhaltlich in Schulbüchern und Unterricht transportiert werden. Hierbei sollen vor allem durch graphische Darstellungen ein diverses geschlechtergerechtes Rollenbild transportiert werden.Priorität haben hierbei Bücher mit geschlechtsneutralen Formulierungen. Sofern diese nicht zur Verfügung stehen, sind Lehrmittel zu bevorzugen, welche die männliche und weibliche Sprach-form verwenden. Zusätzlich sollen an den Schulen alle Schriftstücke wie Texte, Formulare, Richt­ linien, Prüf- und Hausordnungen, Rundschreiben und Elternbriefe geschlechtergerecht formuliert werden, sodass alle Geschlechter und Identitäten gleichermaßen sichtbar und wertschätzend ange­ sprochen werden. Zusätzlich fordern wir die Ergänzung des Punktes „Zulassungsvoraussetzungen“des Runderlasses des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder „Zulassung von Lernmitteln“ vom 03.12.2003 (ABl. NRW. 2004 S. 9) durch eine Formulierung, die ausschließlich Lernmittel in geschlechtersensibler bzw. inklusiver Sprache genehmigt.Die Sprache als wichtigstes Ausdrucksmittel unserer Gesellschaft kann Realitäten stabilisieren, schaf­ fen und verändern, genauso kann sie diese aber auch verzerren. Die Nichtnennung beziehungsweise Unsichtbarmachung von Geschlechtern und Identitäten jenseits des Mannes ist diskriminierend,geschlechtersensible Sprachformen können hingegen Stereotypen über Rollenzuordnungen und Lebensformen abbauen und entgegenwirken. Denn der sprachliche Ausdruck hat Auswirkungen auf unser Denken und Handeln und kann so zur Gleichstellung aller Geschlechter beitragen. Zusätzlich widerspricht die Verwendung allein maskuliner Formen dem Grundsatz der Gleichstellung von Mann und Frau. Wenn auch die weibliche Form genannt und berücksichtigt wird, wird signalisiert,dass Frauen die gleichen gesellschaftlichen und beruflichen Aufstiegschancen haben. Bisher werden Positionen mit maskuliner Bezeichnung wie „Politiker“ oder „Manager“ in der Vorstellung der/des Lesenden kaum in Verbindung mit weiblichen Funktionsträgerinnen gebracht. Eine Studie zeigt,dass sogenannte „typisch männliche“ Berufe mit einer geschlechtergerechten Formulierung von Kindern als erreichbarer und leichter erlernbar eingeschätzt werden und sich eher zutrauen, diese zu ergreifen.1 Ein Erklärungsansatz dafür ist, dass Kinder bereits im Grundschulalter lernen, vorwie­ gend männlich besetzte Positionen und Aufgaben mit einer höheren Schwierigkeit zu verbinden.In Österreich, wo Schulbücher in gendergerechter Sprache bereits großflächig eingeführt wurden,laufen Elternverbände Sturm gegen den aus ihrer Sicht Überhand nehmenden „Genderwahn“.Hauptargument dieser Bewegung ist, dass Texte grammatikalisch inkorrekt und schwer lesbar werden. Es ist aber nicht Anspruch der inklusiven Linguistik, der tradierten Grammatik zu entspre­ chen. Nicht die vorgeschlagenen Gegenmodelle oder die Impraktikabilität dieser sind das Problem,sondern die Tatsache, dass wir die Einhaltung konventioneller Ästhetik höher einordnen als die gesellschaftliche Anerkennung der Frau.
1http://psycnet.apa.org/journals/zsp/46/2/76