Geschlechtergerechte Sprache? Ja bitte!

Die Feststellung, dass wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben ist zwar keine neue und dennoch eine richtige, die immer wieder ausgesprochen werden muss. Dies zeigt sich immer wieder: Street Harrassement, rape culture, gender pay gap, männlich* besetze Führungspositionen, strukturelle Gewalt gegen Frauen* und diese Aufzählung lässt sich noch eine Weile so fortführen.

Uns ist dabei sehr wohl bewusst, dass wir das Patriarchat nicht allein dadurch überwinden, dass wir an Worte ein Sternchen und ein “innen” dranhängen – und doch ist dies eine wichtige Forderung, denn Sprache und gesellschaftliche Realität stehen in einem Wechselverhältnis. Dabei drückt ein bewusster Umgang mit Sprache Realitäten nicht nur aus, sondern prägt diese und kann sie auch verändern. Es gibt immer wieder Studien und Erhebungen, die zeigen, dass ein vermeintlichen “mitmeinen” und “mitdenken” eben nicht so gut funktioniert wie die Gegner*innen der geschlechtergerechten Sprache denken. So schrieben Proband*innen, gefragt nach den bedeutendsten “Politikern” der letzten 50 Jahre, nur Männer auf. Befragte man sie aber nach den bedeutendsten “Politikerinnen und Politikern” eben jener Zeit wurden auch Frauen* genannt. Huch! Auch sämtliche andere “Gegenargumente” von Gegner*innen der geschlechtergerechten Sprache lassen sich schnell entkräften: Sprache ist ohnehin nicht effizient, eine weitere Endung verunstaltet sie auch nicht und es ist auch nicht furchtbar aufwändig und man gewöhnt sich schnell daran.

Und unser Verständnis von Geschlecht und Feminismus geht dabei über die Annahme einer Zweigeschlechtlichkeit hinaus und daher braucht es in der Schriftsprache auch einen Weg, dieses zu zeigen. Die feministische Forschung bedient sich hier vor allem der Schreibweisen des Gendergaps (_) oder des Gendersternchens (*). Im Gegensatz zum Binnen-I zeigt sich bei diesen Schreibweisen (durch das * bzw. den _), dass der*die Verfasser*in vom Existieren von mehr als zwei Geschlechtern ausgeht. Dabei macht der_ den Raum zwischen den Polen “männlich” und “weiblich” sichtbar und das * steht zudem auch für eine Offenheit in Bezug auf Geschlechtsidentitäten. So kann Beispielsweise mit dieser Schreibweise von “Frau*” deutlich gemacht werden, dass sowohl cis- als auch trans*-Frauen gemeint sind und somit alle angesprochen werden, die sich dieser Gruppe zugehörig fühlen.

Wir wollen den Drahtseilakt wagen und unsere Ansprüche an geschlechtergerechte Sprache einerseits und Barrierearmut andererseits vereinen. Unsere Anträge müssen Geschlechterdiversität widerspiegeln, bspw. durch ein *, ansonsten werden sie auch nicht bei einer Landeskonferenz oder einem Landesausschuss aufgerufen. Die verschiedenen Möglichkeiten Geschlechtervielfalt sichtbar zu machen, wollen wir den Adressat*innen entsprechend ausloten und nutzen. So kann es beispielsweise in der Außendarstellung sinnvoll sein in Paarform zu sprechen (z.B. Schülerinnen und Schüler), während z.B. an ähnlicher Stelle im Verbandsmagazin das * benutzt wird (z.B. Schüler*innen). Dabei ist für uns klar, dass das generische Maskulinum, also die ausschließliche Verwendung der männlichen Form, keine Option ist.