Gute Perspektiven für junge Menschen in NRW schaffen

Mit diesem Antrag wollen wir den Rahmen skizzieren, den junge, selbstbestimmte Menschen mindestens benötigen, um sich entfalten und gute Perspektiven entwickeln zu können. Der Antrag ist auf Grundlage des Forums der NRW Jusos im April 2013 entstanden, bei dem sich viele Verbandsmitglieder mit guten Ideen und Diskussionen eingebracht haben. Er ist Teil eines Gesamtkonzeptes zum Thema Jugendpolitik, was wir erneuern, beziehungsweise neu erarbeiten werden. So werden wir uns im Laufe des Jahres auch noch verstärkt mit dem Thema Mitbestimmung, Demokratiebildung, offene Kinder- und Jugendarbeit und vieles mehr beschäftigen, um schließlich ein schlüssiges Gesamtbild zu erstellen. Damit wollen wir dann gemeinsam mit BündnispartnerInnen Druck auf die Politik in NRW und speziell die Landesregierung machen, unsere Forderungen für junge Menschen umzusetzen. Wir verzichten in diesem konkreten Antrag dabei bewusst auf die Beleuchtung der kompletten Bildungskette. Für uns ist dennoch klar, dass sowohl frühkindliche Bildung, als auch U3-Betreuung, gute Kindertagesstätten, ein gutes Schulsystem und gebührenfreie Bildung in allen Bereichen, eine absolut wichtige Bedingung dafür ist, dass sich junge Menschen zu selbstbestimmten Erwachsenen entwickeln, die sich ihre eigene Perspektive schaffen können. Zu diesen Bereichen haben wir bereits einschlägige Beschlusslagen und wir werden diese selbstverständlich auch zukünftig weiterentwickeln. So sind wir nach wie vor mit dem Schulkompromiss in Nordrhein-Westfalen unzufrieden und wir werden weiter für Verbesserungen im Bereich der Inklusion, der Klassengrößen, dem längeren gemeinsamen Lernen, der Abschaffung des G8-Abiturs und vielem mehr kämpfen. Auch die unhaltbaren Zustände in verschiedenen europäischen Ländern sind uns bewusst und wir werden sie nicht akzeptieren. Die junge Generation geht in vielen Ländern komplett verloren und niemand tut etwas ernsthaftes, um jungen Menschen, beispielsweise in Griechenland, Zypern, Italien oder Spanien, Perspektiven zu ermöglichen. Dieses Problem ist derzeit die größte europäische Herausforderung, doch in allen Parteien und ganz besonders in der schwarz-gelben Bundesregierung wird mit Zurückhaltung, oder sogar Schulterzucken reagiert. Die konservativen und neoliberalen Kräfte in der Bundesrepublik und anderen Teilen Europas setzen auf eine sture Austeritätspolitik, die Europa kaputt spart und junge Menschen in einer Verzweiflung zurücklässt, die wir seit dem einsetzenden Wirtschaftswunder nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben. Ein Aufstiegsversprechen, das ganze Generationen in den letzten Jahrzehnten wie selbstverständlich bekommen haben, ist für unsere Generation in weite Ferne gerückt. In vielen Ländern auf der ganzen Welt, aber auch in Süd- und Osteuropa und teilweise auch in der BRD zählt das Versprechen, dass es den eigenen Kindern mal besser gehen wird, nichts mehr. Vielmehr sind junge Menschen besorgt darüber, dass sie und ihre Freundinnen und Freunde keinen Arbeitsplatz finden, ihren Eltern Altersarmut droht und vielerlei Probleme mehr. In diesem Antrag beleuchten wir deshalb, wie junge Menschen in NRW neue und sichere Perspektiven bekommen können, ohne dabei zu vergessen, dass wir der internationalen Solidarität verpflichtet sind und die Politik in unserem Lande darauf
aufmerksam machen müssen, dass es jungen Menschen in anderen Ländern sehr schlecht geht und das nicht geduldet werden darf. Wir behandeln in diesem Antrag vor allem vier Bereiche, die junge Menschen benötigen, um für sich und ihre Familien gute Zukunftsperspektiven zu haben. Diese Bereiche wollen wir in nächster Zeit verstärkt angehen, um in Nordrhein-Westfalen sehr gute Bedingungen zu schaffen, die auch als Vorbild für Andere dienen können. Wir beginnen mit dem Bereich der Übergänge zwischen Schule und Beruf, ein Feld wo derzeit viel zu viele Leute verloren gehen. Dann beleuchten wir die Bedingungen die für eine gute Ausbildung notwendig sind und werfen anschließend einen Blick auf die Hochschulen dieses Landes. Schließlich gehen wir dezidiert auf die  Bedingungen ein, die junge Familien benötigen, um gemeinsam ihre Zukunft planen zu können.

Übergänge schaffen – der Weg zwischen Schule und Beruf
Den Schülerinnen und Schülern in NRW stehen vielfältige Möglichkeiten zum Einstieg in eine Berufsausbildung offen. Dennoch gelingt nicht allen ein reibungsloser Übergang zwischen Schule und Berufsausbildung. Ein zu geringes Angebot von betrieblichen Ausbildungsplätzen, besonders beliebter Berufe einerseits, die mangelnde Attraktivität vieler Berufe andererseits sowie unzureichende Berufsberatung oder auch fehlende Grundlagen und Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler für eine Ausbildung sorgen dafür, dass Warteschleifen innerhalb des Übergangssystems entstehen. Das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel der Landesregierung, allen Jugendlichen einen Anschluss an den Schulabschluss zu ermöglichen, muss im Sinne unserer geforderten Ausbildungsplatzgarantie intensiver verfolgt und erfüllt werden. Dazu fordern wir, dass das bisherige System evaluiert wird und anhand von Daten und Fakten eine sinnvolle Umstrukturierung und Überarbeitung, insbesondere auch eine Bündelung der verschiedenen Untersysteme stattfindet um allen Jugendlichen eine
realistische Chance fernab von einer Verwahrung in oftmals sinnfreien und zeitfressenden Maßnahmen zu geben.

Übergänge beginnen in den Schulen
Die Berufsorientierung an den Schulen muss verbessert werden. Alle Schülerinnen und Schülern müssen die Möglichkeit haben, bereits in der Schule – so etwa im Rahmen der immer wichtiger werdenden Portfolioarbeit – einen individuellen Berufswegeplan zu erarbeiten und vielfältige Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. Für diesen stetig zu reflektierenden Prozess sind qualifizierte Fachleute notwendig, die den Schülerinnen und Schülern beratend zur Seite stehen. Lehrkräften mangelt es oft an eigenen Erfahrungen und Einblicken in die Bedingungen, Herausforderungen und Möglichkeiten, die in der betrieblichen Ausbildung und auf dem Weg dorthin auf die Schülerinnen und Schüler warten. Als Ergänzung zu den Lehrkräften, die an den Schulen die Berufsberatung
organisieren, sollen daher externe Fachleute von Verbänden, Gewerkschaften und Unternehmen herangezogen werden, um die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Berufswahl und -vorbereitung zu begleiten. Berufsbörsen, Kontaktika und individuell begleitete Praxisphasen sollen die individuell gestaltete Berufsberatung an den Schulen ergänzen. Hierfür soll ein für alle Schulen standardisiertes Curriculum für den Bereich der Berufsberatung und -vorbereitung entwickelt werden. Das bisher für NRW geplante Übergangssystem sieht ein von jeder Schule individuell zu entwickelndes Curriculum vor. Hierdurch entstehen jedoch großen Unterschiede in Art und Güte der Angebote, die Schülerinnen und Schülern zur Begleitung von Berufsorientierung und Berufswahl zur Verfügung
stehen. Die gleiche Gefahr birgt die Koordinierungsfunktion der Kommunen im bisher geplanten neuen Übergangssystem für NRW. Durch eine enge wissenschaftliche Begleitung und Evaluation und durch einen permanenten Austausch zwischen den einzelnen Kommunen müssen vergleichbare
Umsetzungsformen eines neuen Übergangssystems ermöglicht werden. Gelingt dies nicht müssen einheitliche Standards für die Leistungen der kommunalen Koordinierung entwickelt werden.

Warte schleifen abschaffen – alternative Systeme implementieren
Bildungsgänge, die nicht eine unmittelbare Anschlussperspektive zu einem berufsqualifizierenden Abschluss bieten, lehnen wir ab. Statt unterstützende Maßnahmen vor Ausbildungsantritt zu fördern, setzen wir Jusos uns für eine Unterstützung am Arbeitsplatz ein. Jugendliche und junge Erwachsene,
die nach dem Schulabschluss noch nicht die nötigen Kenntnisse und Grundlagen haben, erfahren durch ausbildungsbegleitende Hilfen und andere Angebote am Arbeitsplatz neben ihrer Ausbildung in Betrieb und Berufsschule, die sozialpädagogische, theoretische oder fachpraktische Unterstützung, die sie benötigen. Damit zukünftig alle Menschen, die dies möchten, einen Ausbildungsplatz erhalten pochen wir strikt auf die Ausbildungsplatzgarantie und setzen uns für die Ausbildungsplatzumlage (siehe unten) ein, um genügend duale Ausbildungsplätze zu schaffen. Wir wollen die bestehenden Ausbildungen in außerbetrieblichen Einrichtungen weiterentwickeln und verbessern. Jeder Jugendliche, der derzeit oder künftig – trotz unserer politischen Bemühungen um ein ausreichendes
Ausbildungsplatzangebot – noch keinen betrieblichen Ausbildungsplatz erhält, soll einen Anspruch auf die Vermittlung in einen außerbetrieblichen Ausbildungsgang haben. Dieses neue Übergangssystem soll für alle Jugendlichen eine Brücke in eine duale Ausbildung sein, denen dieser Übergang
aufgrund hoher theoretischer oder sozialer Förderbedürftigkeit oder aufgrund von Friktionen am Ausbildungsmarkt nicht gelingt. Dabei sollen Auszubildende die Möglichkeit haben, eine fachlich gleichwertige Berufsausbildung zu durchlaufen. Ergänzt durch individuelle Förderangebote werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihre künftige betriebliche Ausbildung vorbereitet. Ein Durchstieg in eine reguläre Ausbildung im dualen System – ggf. auch dann noch ergänzt durch ausbildungsbegleitende Hilfen – ist oberstes Ziel des neuen Übergangssystems. Durch die parallele dreijährige oder dreieinhalbjährige Struktur dieser außerbetrieblichen Ausbildung, wird ein möglichst reibungsloser und schneller Übergang zwischen Fördersystem und dualem System gewährleistet, um so das wichtigste Ziel der Vermittlung in ein duales Ausbildungsverhältnis zu erreichen. Darauf werden wir achten und dazu müssen fachpraktische und theoretische Inhalte des jeweiligen Ausbildungsberufs, gleichwertig zur betrieblichen Ausbildung vermittelt werden. Zusätzlich erfährt der Auszubildende in diesem außerbetrieblichen Ausbildungszweig eine individuelle Förderung anhand seines persönlichen Bedarfs.

Abschlussgarantie
Auch das beste Übergangssystem wird das Ziel einer hundertprozentigen Eingliederungsquote verfehlen. Im Sinne unseres politischen Verständnisses, das niemanden zurücklässt, muss gleich wohl auch den Auszubildenden eine Perspektive geboten werden, die aus dem neuen Übergangssystem heraus nicht erfolgreich in eine betriebliche Ausbildung vermittelt werden können. Die betroffenen dürfen nach Jahren im Übergangssystem nicht mit leeren Händen dastehen. Sie haben die Möglichkeit, nach der drei- beziehungsweise dreieinhalbjährigen außerbetrieblichen Ausbildung den gleichen Berufsabschluss zu erwerben, wie die Auszubildenden im dualen System.

Ausbildung und Jugendarbeitslosigkeit
In Deutschland beträgt die Jugendarbeitslosigkeit laut Bundesagentur für Arbeit 5,4 Prozent. Fast die Hälfte dieser jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren ist länger als 3 Monate arbeitslos. Im europäischen Vergleich steht Deutschland trotz dieser unhaltbaren Zahlen noch relativ gut da. Doch auch in der Bundesrepublik liegen die relativ guten Zahlen bei der Jugendarbeitslosigkeit daran, dass viele Menschen durch Maßnahmen aus der Statistik herausgehalten werden oder sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen befinden. Weder die Maßnahmen noch die prekären Beschäftigungsverhältnisse führen dazu, dass eine sichere Lebensplanung möglich ist. Jeder Prozentpunkt Arbeitslosigkeit ist uns zu viel und jeder junge Mensch in prekärer Beschäftigung, ziellosen Maßnahmen oder Arbeitslosigkeit ist ein Mensch ohne Perspektive und ohne die Möglichkeit das Leben für sich und möglicherweise eine Familie planen zu können. Nach wie vor ist die Ausbildung eine gute Voraussetzung für eine sichere Erwerbsbiografie. Rund 56 Prozent der arbeitslosen jungen Menschen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Jedoch bekommt auch nur ein Drittel der Ausbildungsinteressierten einen Ausbildungsplatz. Damit alle, die einen Ausbildungsplatz wollen auch einen bekommen, halten wir an unserer Forderung nach der Ausbildungsplatzumlage fest. Die Unternehmen, die sich immer weiter aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zurückziehen und nicht bereit sind junge Menschen auszubilden, obwohl sie die Möglichkeiten hätten, müssen endlich zahlen, wenn sie nicht ausbilden. Auch die Regierung in NRW hat dies weitgehend erkannt und auch Maßnahmen im Koalitionsvertrag vorgesehen. Wir
erwarten rasches Handeln! Viele junge Menschen bekommen keinen Ausbildungsplatz, weil sie aus Sicht der Unternehmen keinen passenden Schulabschluss haben. Natürlich muss die Qualität aller Schulabschlüsse neben dem Abitur auch verbessert werden, so dass wieder mehr Jugendliche mit diesen Abschlüssen von Unternehmen für offene Ausbildungsstellen in Betracht gezogen werden und zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden. Dennoch sind einige Unternehmen dazu übergegangen, generell ausschließlich SchulabgängerInnen mit Abitur einzustellen. Dies hat auch damit zu tun, dass nicht genügend attraktive Studienplätze zur Verfügung stehen. Damit drängen AbiturientInnen verstärkt auf den Ausbildungsmarkt und Ausbildungsplätze, die qualifizierte junge Menschen mit verschiedenen Schulabschlüssen hervorragend besetzen könnten, werden rar. Deshalb sind zusätzliche Studienplätze für AbiturientInnen, aber vor allem auch für Menschen ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung unabdingbar, damit nicht ganze Gruppen qualifizierter junger Menschen
ohne Zukunftsperspektive und Ausbildungsplatz dastehen. Damit zudem auch jetzt schon alle die Möglichkeit haben, sich persönlich in einem Unternehmen vorstellen zu können, fordern wir eine Verpflichtung zu anonymisierten Bewerbungsverfahren.

Auf der anderen Seite ist klar, dass es schwierig wird eine Ausbildungsstelle zu finden, wenn kein Schulabschluss vorhanden ist. Deshalb muss auch weiterhin allen Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden, einen solchen zu erlangen. Die sogenannten BUS-Klassen haben sich hier als gutes Instrument erwiesen, auch zunächst lernschwachen Schülerinnen und Schülern eine Perspektive zu ermöglichen. Diese Unterrichtsform muss daher unbedingt erhalten bleiben. Kürzungen an dieser Stelle würden später deutliche Mehrausgaben produzieren. Die Ausbildung ist der erste Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit vom Elternhaus. Da eine immer höhere Flexibilität von jungen Menschen erwartet wird, ziehen sie in eine andere Stadt und müssen damit auch selber für die eigene Wohnung und andere Lebenshaltungskosten aufkommen. Damit wird eine ausreichende Vergütung der Ausbildung zur zentralen Bedeutung. Das Bundesinstitut
für Berufsbildung hat eine Durchschnittsvergütung in Höhe von 700 Euro für das Jahr 2011 errechnet. Rund 28 Prozent der Auszubildenden erhalten jedoch nur bis zu 500 Euro oder weniger. 27 Prozent müssen einer Nebentätigkeit nachgehen, weil sie sonst weder ihre Miete noch die Grundnahrungsmittel zahlen könnten. Daher fordern wir eine Mindestausbildungsvergütung. Eine gute Ausbildung ist essentiell dafür später auch qualifiziert in dem erlernten Beruf arbeiten zu können. Doch leider werden Auszubildende immer wieder in verschiedenen Betrieben für fachfremde Aufgaben missbraucht und werden nicht nach dem Ausbildungsrahmenplan ausgebildet. Dies muss dringend aufhören, wir erachten diesen Zustand für unerträglich. Bei der Qualifizierung und  Weiterqualifizierung von Auszubildenden spielen außerdem mindestens zwei weitere Faktoren eine große Rolle. Die Berufsschulen müssen ihren wichtigen Bildungsauftrag umfassend wahrnehmen können. Dafür ist eine gute Ausstattung genauso wichtig, wie genug gut qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer und ein besseres Betreuungsverhältnis. Auch die von den Gewerkschaftsjugenden und den NRW Jusos aufgestellte Forderung nach Bildungsurlaub für Auszubildende, festgehalten im Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz (AWbG) des Landes Nordrhein-Westfalen, muss endlich Realität werden. Wir haben dafür gekämpft, dass die Forderung in den Koalitionsvertrag kam, jetzt erwarten wir gemeinsam mit den Gewerkschaftsjugenden eine schnelle Umsetzung, am besten noch
vor der Sommerpause. Viele Auszubildende wissen zudem bis kurz vor Ende Ihrer Ausbildung nicht, ob sie von ihrem Unternehmen übernommen werden. Dabei werden immer weniger Auszubildende nach ihrer Ausbildung von ihren Unternehmen übernommen und müssen sich um eine Anschlussbeschäftigung
bemühen. Einige üben nach der Ausbildung eine Tätigkeit außerhalb ihres erlernten Berufes aus. Gleichzeitig kritisieren diese Unternehmen fehlende Fachkräfte. Wir schließen uns deshalb der Forderung der Gewerkschaften an und fordern die Übernahmegarantie für alle Auszubildenden.

Perspektiven schaffen
Wissen schaffen! Hochschule als Lern- und Arbeitsplatz!
Immer mehr junge Menschen entscheiden sich nach ihrer Schullaufbahn, ein Studium zu beginnen. Durch geburtenstarke Jahrgänge und einen verbesserten Zugang zu höherer Bildung gibt es immer mehr Schulabsolventinnen und –absolventen, die eine Hochschulzugangsberechtigung erlangen. Zusätzlich machen in NRW, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, 2013 gleich zwei Jahrgänge auf einmal ihr Abitur und das wichtige Ziel der Öffnung der Hochschulen für Menschen ohne klassischen Hochschulzugang bringt zusätzliche Bedarfe mit sich. Die Bedingungen, unter denen Studierende ihr Studium absolvieren müssen sind aufgrund mangelnder Studienplatzkapazitäten, fehlender Finanzierung und steigender Ökonomisierung der Bildung, alles andere als optimal. Wir wollen, dass Studierende ihr Studium selbstbestimmt gestalten können. Zu einem selbst bestimmten Studium gehört auch, dass allen Studierenden ein Masterplatz zur
Verfügung steht. Zusätzlich muss es einfacher werden, während des Studiums den Studienort zu wechseln, denn oft merken Studierende erst während des Studiums, dass die Ausrichtung ihres Fachs an einer anderen Hochschule besser zu ihnen passt. Deshalb fordern wir eine staatliche Rahmenprüfungsordnung.
Die internationale Mobilität kann nur funktionieren, wenn diese zunächst einmal in NRW und in der BRD zwischen den Hochschulen problemlos möglich gemacht wird. Ein wichtiger Faktor für die Rahmenbedingungen eines Studiums sind die hochschul- und fakultätsbestimmten Regelungen. Damit diese im Sinne der Studierenden gestaltet werden, fordern wir eine stärkere Mitbestimmung der Studierenden sowie Transparenz in allen Entscheidungen der Hochschulpolitik. Alle Studierenden müssen einfach herausfinden können, wo wann was entschieden wurde oder entschieden wird. Wir fordern daher die Viertelparität in allen Gremien der akademischen Selbstverwaltung.

Die Anzahl der Angestellten an Hochschulen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Hochschulen werden zu immer wichtigeren Arbeitsplätzen. Nicht nur deshalb müssen die Bedingungen der Arbeit an Hochschulen besser werden. Gute Arbeit bleibt unser Ziel in allen Berufszweigen. Und an den Hochschulen gilt dies für alle dort angestellten Gruppen. Lehrende, aber auch wissenschaftliche und weitere MitarbeiterInnen und auch studentische Hilfskräfte. Wir setzen uns für unbefristete Arbeitsverhältnisse, statt Kettenverträge ein, für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, für eine gute Entlohnung. Denn leider kommen viele Hochschulbeschäftigte derzeit nicht in den Genuss dieser eigentlich selbstverständlichen Errungenschaften. Ein großer Teil der Lehre wird beispielsweise mittlerweile dauerhaft durch Lehrbeauftragte absolviert, diese arbeiten oft unter befristeten Verträgen. Wir fordern, dass diese Stellen in normale sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze umgewandelt werden. Zusätzlich dazu müssen JungwissenschaftlerInnen bessere Forschungsbedingungen geboten werden. Das bedeutet auf der einen Seite, dass auch Nischen-Forschung möglich sein muss und auf der anderen Seite, dass wir geregelte Beschäftigungsverhältnisse für Promovierende, sowie klare Perspektiven für promovierte WissenschaftlerInnen brauchen. Wie in allen Gesellschaftsbereichen sind Frauen auch hier in leitenden Funktionen unterrepräsentiert. Deshalb fordern wir eine verbindliche mit Sanktionen verknüpfte Quotierung von Professuren
und Leitungsfunktionen.

Perspektiven für moderne Familien schaffen
Was wir unter Familie verstehen

Für uns NRW Jusos ist Familie der Ort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen. Ein Familienbild, das sich auf die klassische Ehe zwischen Mann und Frau beschränkt, ist diskriminierend und nicht zeitgemäß. Familien dürfen nicht durch ihre äußere Erscheinungsform definiert oder beurteilt werden, egal ob es sich um Patchwork-Familien, gleichgeschlechtliche Paare, Alleinerziehende mit Kindern, unverheiratete Paare oder Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, handelt. Eine Sensibilisierung für alternative Familienformen muss daher im Bildungsbereich stärker beachtet werden – dies betrifft die Ausbildung von ErzieherInnen und LehrerInnen genauso wie die Veröffentlichung von Kinderbüchern und anderen Medien. Rechtlich muss das Adoptionsrecht ausgeweitet und auf den konkreten Einzelfall hin individualisiert werden – weder gleichgeschlechtlichen Paaren noch älteren Menschen darf die Adoption eines Kindes per se verweigert werden. Familien brauchen flexible Arbeits-, Studien- und Ausbildungsbedingungen Familie ist ein lebenslanger Prozess, in dessen verschiedenen Phasen immer wieder neue zeitbezogene Anforderungen an Eltern, Kinder und Großeltern auftreten. Gemeinsame Zeit ist Voraussetzung, dass Familienleben gelingen kann. Die Phase der Berufsfindung und Familiengründung stellt Eltern, insbesondere Mütter, im Alter zwischen 25 und 40 Jahren vor große Herausforderungen (Rushhour des Lebens). Eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Studium oder Ausbildung braucht also Bedingungen, die sich an den Bedürfnissen der jungen Menschen orientieren anstatt stur betriebswirtschaftlichen Kalkulationen oder sperrigen Prüfungsordnungen zu folgen. Wir NRW Jusos fordern deshalb Arbeitszeitkonten und das Recht auf flexible Arbeitszeiten für Eltern. Gleichzeitig müssen größere Betriebe „Familienbüros“ mit entsprechender Ausstattung (Wickel-Möglichkeiten, Spielzeug) einrichten, damit Eltern ihre Kinder in Notfällen mit zur Arbeit bringen können. Der Prozess des Wiedereinstiegs in das Berufsleben nach der Geburt eines Kindes ist insbesondere für Frauen problematisch. Hier fordern wir klare Vereinbarungen, die schon vor dem Mutterschaftsurlaub getroffen werden und der Arbeitnehmerin eine Perspektive bieten, Familie und Beruf vereinbaren zu können. Wir NRW Jusos fordern die Möglichkeiten zum Teilzeitstudium mit gelockerten Prüfungsbedingungen für Eltern. Derzeit unterbrechen 40 Prozent der Studierenden ihr Studium (Familienreport 2012), um einer Erwerbsarbeit nachzugehen oder ihr Kind zu betreuen. Eine familiengerechte Infrastruktur (Wickelplätze, Stillzimmer, etc.) sowie Angebote zur Kurzzeitbetreuung durch Tagesmütter oder -väter sind ebenfalls grundlegend für eine familienfreundliche Hochschule.

Wir NRW Jusos fordern die Möglichkeit der Teilzeitausbildung bei voller Ausbildungsvergütung. In der Regel erhalten Auszubildende 75 Prozent der tariflichen Ausbildungsvergütung, der zusätzliche Finanzbedarf kann dann zumeist nur durch staatliche Transferleistungen aufgebracht werden. Familiengründung darf nicht zur Armut führen Wir NRW Jusos fordern genügend bezahlbaren und attraktiven Wohnraum für junge Menschen in NRW und ausdrücklich auch die Bereitstellung von familiengerechten bezahlbarem Wohnraum in unseren Städten. Gerade in den Hochschulstädten NRWs ist Wohnraum knapp und zum Teil
überteuert. Das Bedürfnis eines zusätzlichen Zimmers stellt junge Familien vor besondere Herausforderung bei der Suche und Finanzierung einer entsprechenden Wohnung. Land und Kommunen müssen hier tätig werden.

Familien brauchen gute Kinderbetreuung
Betreuungsbedarf ist nicht gleich Betreuungsbedarf! Hier darf nicht nur die Erwerbstätigkeit als Kriterium herangezogen werden. Die Erziehungskompetenz bzw. der Unterstützungsbedarf der Eltern spielt ebenso eine Rolle. Wir NRW Jusos fordern, dass die Betreuungsangebote ausgeweitet und flexibler nutzbar gemacht werden. Die Öffnungszeiten einer normalen Kindertagesstätten von 7 Uhr bis maximal 16 Uhr sind mit einer Vollzeitbeschäftigung nicht zu vereinbaren, wenn der Zeitaufwand für das Bringen und Abholen der Kinder mit eingerechnet wird. Die Öffnungszeiten der Tageseinrichtungen müssen also in die frühen Abendstunden ausgeweitet werden. Gleichzeitig ist eine flexiblere Nutzung der Betreuung für einzelne Tage in der Woche oder bestimmte Stunden für viele Familien wünschenswert. Jedwede Form von Betriebskitas oder KiTas in freier Trägerschaft muss unter klarer staatlicher Aufsicht stehen und nach einheitlichen Qualitätsstandards arbeiten. Wir NRW Jusos fordern, dass der Ausbau der Betreuungsplätze auch mit einer Verbesserung der Qualität der Betreuung einher gehen muss. Ein hoher Fachkräftemangel durch geringe Vergütung (daher auch fehlende Männer im Berufsbild?!), fehlende Vorbereitungszeit, keine Zeit für Elternzusammenarbeit, hoher Krankheitsstand des Personals und nur geringe Anerkennung des Berufbildes trotz steigender inhaltlicher Ansprüche ist eine typische und treffende Beschreibung für den Beruf einer Erzieherin oder eines Erziehers. Die Lösungsansätze zu dieser Problembeschreibung dürfen
sich nicht nur auf Akademisierung des Berufs konzentrieren, sondern müssen vielmehr die unzureichende Bezahlung in vielen Berufen im sozialen Bereich aufgreifen.

Familien brauchen Netzwerke
Die Gründung einer Familie mit Kindern ist für junge Menschen eine besondere Herausforderung. Gerade beim ersten Kind sind Familien auf Unterstützung und Beratung angewiesen. Wir NRW Jusos fordern deshalb die Gründung von kommunalen Familien-Unterstützungs- Netzwerken als Anlaufstelle. Solche Netzwerke können auf die soziale Struktur der Kommune ausgerichtet, passende Angebote bereit stellen. Hierzu können zum Beispiel Stadtteilmütter und
-väter, Baby-Begrüßungsbesuche, Familienbildungsangebote oder Familienpaten zählen. Sämtliche Akteure – von Hebammen über Kindertageseinrichtungen und Familienzentren bis hin zu MigrantInnenverbänden – sind in die Netzwerkarbeit einzubinden. Das Land NRW soll die entsprechenden Mittel den Städten und Gemeinden zur Verfügung stellen.