Happy Birthday, 8-Stunden-Tag

Seit dem Beschluss der rechts-nationalen, schwarz-blauen Regierung in Österreich rückt das Thema der täglichen Höchstarbeitszeit auch in Deutschland wieder mehr in den Fokus. Die Regierung hat sich nach immensem Widerstand der organisierten Arbeitnehmer*innenschaft, wir sprechen hier von 100. 000 Demonstrierenden in Wien, darauf eingelassen, dass Arbeitnehmer*innen die 11. und 12. Arbeitsstunde ablehnen können. Doch in der Realität würde das sicherlich noch anders aussehen.
Erstens dürfen die 10 Stunden zuvor trotzdem ohne Widerstand angeordnet werden und zweitens wird es in der Praxis nicht mehr so vielversprechend aussehen, wenn der*die Chef*in zum vierten Mal nachfragt, ob man selbst wirklich nur 10 Stunden arbeiten möchte oder nicht doch lieber 12. Es ist nachvollziehbar, dass man dann doch etwas länger arbeitet, um nicht in Missgunst zu verfallen.
Während liberale Kräfte über die Flexibilisierung von täglichen Arbeitszeiten schwadronieren, von einem effizienteren Arbeiten schwärmen und hin zu einer wöchentlichen Maximalarbeitszeit wollen, sieht es für viele abhängig Beschäftigte leider anders aus.
Wo anscheinend die Freizeit zum Greifen nah ist, wird in der Realität die Flexibilisierung vor allem für Menschen im Akkord, in der Pflege, Krankendienst, oder auf den Bau und im Handwerk nur eine Mehrbelastung sein und nicht zu kürzeren Arbeitszeiten führen.
Leider kommen solche arbeitnehmer*innenfeindliche Vorschläge auch von der Mitte-Rechts Landesregierung NRW. Es liegt an uns diesem Hirngespenst eine klare Gegenposition zu bieten. Der Kampf um die Selbstbestimmung der Arbeitnehmenden wird auch in Zukunft weiterhin über die Selbstbestimmung der Zeit entschieden. Gerade deshalb ist bis heute die zeitliche Selbstbestimmung das höchste Anliegen der Forderungen der Gewerkschaften in den Tarifrunden.
Der Acht-Stunden-Tag ist in unseren Augen ein seit jeher ur-sozialdemokratisches Anliegen der vereinten Arbeitnehmer*innenschaft und darf nicht den kapitalistischen Flexibilisierungswünschen zum Opfer fallen!