Wissenschaftsfeindliche Tradition beenden – Homöopathie den Kampf ansagen!

Die deutsche Gesundheitsversorgung soll eine der besten der Welt sein. Um dieses Ziel zu erreichen, können wir unwissenschaftliche Traditionen und Theorien nicht weiter fördern und legitimieren. Das Handeln und Behandeln soll wissenschaftlich fundiert sein. Dazu fordern wir:

  • Ein Ende der Zulassung von Homöopathika nach dem Arzneimittelgesetz inklusive Aufhebung der Apothekenpflicht, um das Gleichsetzen von Arzneimitteln und Homöopathika zu beenden
  • Vermarktung von Homöopathika ausschließlich nach dem Lebensmittel- oder Kosmetikrecht mit Zutatenverzeichnis
  • Verbot der Heilpraktiker*innen nach österreichischem Vorbild, d.h. Verbot des Ausführens der Heilkunde ohne ärztliche oder entsprechende therapeutische Ausbildung; dies soll ausdrücklich nicht etwaige Erweiterungen von Befugnissen der pflegerischen und therapeutischen Berufe ausschließen
  • Keine Erstattungen der gesetzlichen Krankenkasse für die Kosten von homöopathischen Zuckerkugeln und anderer Heilpraktiken. Alle Heilpraktiken müssen als Satzungsleistung für die gesetzliche Versicherungen gestrichen werden.

Heilpraktiker*innen und Homöopathie-Industrie nutzen oft die Notlage und Ängste von Patient*innen in einem vor dem Kollaps stehenden und durchrationalisieren Gesundheitssystem schamlos aus. Sie versprechen “sanfte” und “alternative” Heilung und eine “Betrachtung des ganzen Menschen”, ohne dies liefern zu können. Der deutsche Staat unterstützt dieses zu verurteilende Geschäftsprinzip durch den Anschein der Seriosität, der durch eine staatliche Überprüfung oder eine Zulassung nach dem Arzneimittelgesetz und eine daraus resultierende Apothekenpflicht verliehen wird.

Die Wirkung von Homöopathie lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. Trotzdem gibt es für die Behandlungen Zuschüsse von den Krankenkassen in jährlicher Millionenhöhe. Geld welches für jegliche andere medizinische Behandlung dringender benötigt wird. Die Kostenübernahme von eigentlich Seriösen Versicherungen trägt zur Legitimierung der Praktiken bei.

Die eine Heilpraktik gibt es nicht. Der Begriff umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren, Praktiken und Theorien, wie zum Beispiel Chiropraktik, Osteopathie, Bioenergetik oder auch Homöopathie. Alle gemeinsam haben sie, dass sie entweder in Gänze oder zu großen Teilen frei von jeglicher wissenschaftlicher Evidenz sind. Wer in Deutschland als Heilpraktiker*in arbeiten möchte, muss keine geregelte Ausbildung absolviert haben. Man muss lediglich das 25. Lebensjahr vollendet haben und eine mündlich-schriftliche Überprüfung durch die Gesundheitsämter bestehen. Diese Überprüfung hat allerdings nicht das Ziel, tatsächliche Kenntnisse der Heilkunde und Krankheitslehre zu überprüfen, sondern dient primär der Gefahrenabwehr. Die gesamte Überprüfung dauert etwa zwei Stunden. Dennoch übersteigen ihre Befugnisse die der pflegerischen und vieler therapeutischer Berufe, obwohl sie eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung durchlaufen haben.

Die Homöopathie genießt in Deutschland eine Sonderrolle. Sie ist gesellschaftlich in weiten Kreisen etabliert, obwohl auch sie keine Beweise für ihre Wirksamkeit vorbringen kann. Hier hat der Satz “Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus” erfreulicherweise große Popularität erreicht. Dennoch unterliegen sie in Deutschland dem Arzneimittelgesetz. Anders als andere Arzneimittel müssen Homöopathika für ihre Zulassung allerdings keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen, sondern lediglich dem fachspezifischen Binnenkonsens entsprechen. Darüber hinaus enthalten aufgrund des Verfahrens der Potenzierung viele Homöopathika nicht einmal nachweisbare Mengen der namensgebenden Substanzen. Die Homöopathie kann also komplett selbst entscheiden, was ein Arzneimittel ist.

Laut dem Bund Deutscher Heilpraktiker e.V. beläuft sich der Jahresumsatz der Heilpraktiker*innen auf etwa eine Milliarde Euro, Homöopathika erzielen einen Jahresumsatz von etwa einer halben Milliarde Euro. Dies alles ist aber nicht nur teuer, sondern auch gefährlich. Zu oft sind in den letzten Jahren Fälle durch die Presse gegangen, bei denen Menschen vermeidbar durch die Behandlung Heilpraktiker*innen geschädigt wurden oder Patient*innen ohne adäquate Therapie starben. Diese staatlich gebilligte Abzocke von Versicherern und Patient*innen und ihre unnötige Gefährdung muss ein Ende finden.