Resolution: Jung, akademisch, prekär – Holen wir uns den Tarifvertrag für studentisch Beschäftigte

Seit Jahren kämpfen studentisch Beschäftigte bundesweit für einen Tarifvertrag. Ihre Arbeit ist unverzichtbar für Hochschulen, doch in der Regel deutlich schlechter gestellt als andere Beschäftigte in dem Bereich. Zu wenige Urlaubstage, unsichere Vertragsverlängerung und Kettenbefristungen, unzureichender Stundenlohn, unbezahlte Überstunden und keine Vertretung im Personalrat. Die Studie zur sozialen Lage und den Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftigter an Hochschulen und Forschungseinrichtungen hat die Situation von über 11.000 studentischen Beschäftigten analysiert und gravierende Mängel festgestellt.[1] Wir zeigen uns solidarisch mit der TV-Stud-Kampagne. Zusammen stark für bessere Arbeitsbedingungen!

Die deutschlandweit ca. 325.000 studentischen Hilfskräfte übernehmen bedeutende Aufgaben an den Lehrstühlen und Instituten, wie Forschung für Professor*innen, Protokollierung, Verwaltungstätigkeiten, Organisation und Leitung von Tutorien, doch ihre Leistungen werden oft kaum gewürdigt. Neben ihrem Studium arbeiten sie, um sich fachbezogen einzubringen, aber vor allem meist auch, um ihr Leben zu finanzieren. Dabei führen die oben aufgeführten prekären Arbeitsbedingungen zu prekären Lebensbedingungen. Nur kurzfristige Sicherheiten und ein Leben oft unterhalb der Armutsgrenze.

Auch im Sinne der Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Deutschland ist ein Tarifvertrag unabdingbar. Qualitativ hochwertige Wissenschaft erfordert angemessene Forschungs- und Arbeitsbedingungen. Solange studentisch Beschäftigte durch die derzeitigen Rahmenbedingungen in die Prekarität getrieben werden, wird die Hürde für eine Karriere im Wissenschaftsbetrieb für junge Menschen noch höher. Insbesondere für Personen, die nicht auf familiäres Kapital zurückgreifen können, ist eine studentische Beschäftigung ohne tarifvertraglich gesicherte Vergütung und Sicherheit schwer realisierbar, wodurch schon am Beginn potenzieller wissenschaftlicher Karrieren gesellschaftliche Ungleichheiten manifestiert werden.

Besonders für marginalisierte Studierende stellen die fehlende finanzielle Sicherheit und die asymmetrischen Machtverhältnisse große Hürden für eine Karriere in der Wissenschaft dar. Ein Tarifvertrag und ein Personalrat ermöglicht es marginalisierten Studierenden ihr Studium sicher zu finanzieren und gegen Diskriminierung vorzugehen. Nur so schaffen wir es die Dominanz cis-heterosexueller weißer Männer in unserer Wissenschaft zu überwinden.

Die schwarz-grüne Landesregierung stellt sich trotz Vereinbarung im gemeinsamen Koalitionsvertrag quer und verhindert so, dass zugesicherte Gespräche zwischen der Tarifgemeinschaft deutscher Länder und der Initiative TV-Stud bzw. GEW / Ver.di geführt werden können.

Wir stehen hinter den Forderungen der TV-Stud Initiative, solidarisieren uns mit den studentisch Beschäftigten und fordern die Landesregierung auf, endlich den Weg für faire Arbeitsbedingungen freizumachen. Das Bundesland Berlin verfügt seit den 80er Jahren über einen solchen Tarifvertrag, weitere acht Bundesländer haben konkrete Zusagen für Verhandlungen gegeben. Lasst uns jetzt gemeinsam die größte Tariflücke im öffentlichen Dienst schließen!

 

[1] Hopp, Marvin/ Hoffmann, Ann-Kathrin/ Zielke, Aaron/ Leslie, Lukas/ Seeliger, Martin (2023): Jung, akademisch, prekär. Studentische Beschäftigte an Hochschulen und Forschungseinrichtungen: eine Ausnahme vom dualen System regulierter Arbeitsbeziehungen. 2. überarbeitete Fassung. Bremen: iaw.
URL: https://www.iaw.uni-bremen.de/f/b1d9874527.pdf