Keine Schweinereien mit dem Grundwasser

Verdrecktes und unreines Grundwasser wird meist mit Entwicklungsländern in Verbindung gebracht. Das aber auch Industriestaaten, vor allem durch Eigenverschulden, oft aber ebenfalls davon betroffen sind ist vielen nicht bewusst.

Und gerade, dass Überdüngung durch landwirtschaftliche Mastbetriebe daran einen großen Anteil haben scheint in Deutschland ein Tabuthema zu sein.

Durch Düngung mit Gülle gelangt derzeit ein Überschuss an Nährstoffen unteranderem an Nitrat in das Grundwasser, da die meist schon überlasteten Böden diese nicht mehr aufnehmen können.

Nitrat ist eine chemische Verbindung, welche in geringen Mengen für das Wachstum von Pflanzen benötigt wird und sich daher positiv auswirkt. In zu hoher Konzentration wandelt sich Nitrat allerdings zu Nitrit, welches krebserregend ist und die Sauerstoffversorgung im Körper behindert. Dies ist gerade für Säuglinge ein unüberschaubares Risiko, da es zu erhöhter Erstickungsgefahr führt.

Deswegen hat die Europäische Union eine Richtlinie beschlossen, welche einen Grenzwert im Grundwasser von 50 mg/L Nitrat vorschreibt.

Kontrolliert wird dies durch 31 Tausend Messstellen in ganz Europa.

Auch in Deutschland gibt es einige dieser Messstationen. Dadurch kam heraus, dass der Durchschnittswert zwar bei 20 mg/L (2012, im Vergleich 1972 lag der Wert bei 13 mg/L) liegt aber auch nur, weil das Grundwasser durch komplexe Aufbereitungsprozesse gereinigt wird. (Zum Beispiel wird belastetes Wasser mit nicht belastetem Wasser gestreckt um die Konzentration zu senken. Eine andere Möglichkeit ist es das Nitrat mittels chemischen Prozess zu entfernen.) Dieses verursacht Kosten in Hohe von rund 8 Milliarden Euro, welche auf den Verbraucher umgelegt werden. Prognosen besagen, dass diese finanzielle Belastung in Zukunft auf bis zu 25 Milliarden Euro ansteigen wird.

Daraus wird ersichtlich, dass punktuell diese Grenzwerte nicht eingehalten werden. Deutschland verstößt damit gegen geltendes EU-Recht. Ein Verfahren durch die Europäische Union ist bereits eingeleitet.

Auch wenn die deutsche Bundesregierung versucht dagegen vorzugehen, indem 2018 eine Art Hoftorbilanz für große, heimische Betriebe eingeführt werden soll so ist dies eher ein trauriger Versuch des Problems Herr zu werden. Abgesehen davon, dass 2018 zu spät ist und es nicht ausreichend ist nur die größten Betriebe darum zu bitten, gibt es zur Zeit noch kein ausgearbeitetes Konzept wie man sich die Wiedereinführung der Hoftorbilanz vorstellt. Das ist nicht zufriedenstellend.

Dabei gibt es gesellschaftlich wünschenswertere Alternativen zur Ausbringung von Gülle auf die Felder: Zum Beispiel die Verarbeitung in Biogasanlagen. Dank seiner Abfalleigenschaft kann Gülle trotz des geringen Energiebetrages bei geeigneter gesetzlicher Steuerung großflächig zu Biogas verarbeitet werden. Der so gewonnene erneuerbare Energieträger kann wiederrum in seiner Grundform oder als Biomethan zur Wärme- und Stromgewinnung oder im Transportbereich verwendet werden, um dort fossile Brennstoffe zu ersetzten.

Woher kommt diese Masse an Gülle?

Niedersachsen beispielsweise produziert selbst knapp 60 Millionen Tonnen Gülle jährlich. Um die geforderten Grenzwerte (50 mg/L) wenigstens einigermaßen einhalten zu können, werden 15,6 Million Tonnen in die benachbarten Bundesländer verteilt.

Dazu kommen allerdings weitere 100.000 Tonnen aus den Niederlanden nach Niedersachsen.

Gerade Bundesländer mit Grenzen zu anderen Europäischen Staaten (vor allem Grenzgebiete zu den Niederlanden und Dänemark) sind von Grenzwertüberschreitungen betroffen.

Nordrhein-Westfalen hatte Beispielsweise 2012  eine Einfuhr von 1,4 Millionen Tonnen. Das ist eine Verdoppelung zu dem Wert von 2010. Ein Großteil kam wie bereits vorhergehend schon angesprochen aus den Niederlanden.

Dort und auch in Dänemark werden die Agrarabfälle durch bestimmte Reglementierungen kontrolliert.

In Deutschland war das Äquivalent dazu die 2007 durch die Schwarz-Rote Bundesregierung abgeschaffte Hoftorbilanz.

Diese Bilanz ist eine Art input-output Buchhaltung. In ihr wird bilanziert wie viel Futter und Dünger/ Gülle eingekauft wird und was in welcher Form den Hof wieder verlässt.

Dafür wird alles in Stickstoffeeinheiten umgerechnet und mit der vorhandenen Fläche verrechnet, sodass Überschüsse die ins Grundwasser gelangen könnten deutlich gemacht werden.

Mit dem Wegfall dieser Bilanz in Deutschland wurde  der Güllehandel lukrativer und damit noch einmal attraktiver für unsere Nachbarstaaten.

Für ein Kubikmeter kann abhängig von der Entfernung bis zu 18 Euro von dem Abnehmenden gefordert werden.

Zum Vergleich liegt der Durchschnittsgewinn bei dem Verkauf von Schweinen pro Tier bei 18 Euro. Dies steht in keinem Verhältnis.

Um den Gewinnverlust auszugleichen oder den Gewinn vielleicht sogar zu steigern expandieren Mastanlangen stark.

Durch die Zunahme in den Mastbetrieben kommen neben der Nitratbelastung weitere Probleme hinzu. Abgesehen von den grausamen Bedingungen für die Tiere wie Schnäbel kürzen bei Hühnern oder kupieren der Schwänze bei Schweinen, wirkt sich der übermäßige Einsatz von Antibiotika ebenfalls negativ auf die Reinheit des Grundwassers aus.

So konnten bereits an einigen Messstellen neben erhöhten Nitratwerten auch übermäßig hohe Dosierungen von Antibiotika nachgewiesen werden.

Wir, die NRW Jusos, sprechen uns daher für eine sofortige Wiedereinführung der Hoftorbilanz verpflichtend für alle aus.

Der Bund ist verantwortlich für die Ausarbeitung eines nachhaltigen Systems, welches es erstens inländischen Betrieben unmöglich macht die Grenzwerte zu überschreiten  und

zweitens welches die Einfuhr aus dem Ausland kontrolliert. Bei einem Verstoß muss die Bundesregierung breit sein Sanktionen zu erlassen.

Die Sanktionen müssen so hoch ausfallen, dass kein wirtschaftlicher Nutzen aus dem Handel mit Gülle mehr gezogen werden kann! Zusätzlich müssen die Grenzwerte einen Abbau von Massentierhaltung fördern und zum Senken der Tierzahlen in Betrieben beitragen!

Trotzdem entstehende Überschüsse sollen in Biogasanlagen verarbeitet werden, anstatt weiterhin auf den Feldern zu landen.

Der Bund soll ein grundsätzliches Umdenken in der Gesellschaft fördern. „Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und nicht den Wert.“, dieses Oscar Wilde Zitat beschreibt die katastrophale Haltung der Gesellschaft, welche wir strikt ablehnen!

Die Hoftorbilanz ist ein erster Schritt hin zu einer Gesellschaft, die nachhaltig ihre Ressourcen verwaltet und sich der Verantwortung für diese und nächste Generationen bewusst ist!