Keine Atomindustrie im Westmünsterland

Am 21. Januar 2010 hat sich in der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau der bisher schwerste Störfall in der Geschichte der Anlage ereignet. In etwas, das das Unternehmen als „Behältervorbereitung“ bezeichnet, traten radioaktive Stoffe aus. Nach Angaben des Betreibers sollte ein als «leer und gewaschen» angelieferter Uranbehälter von einem Mitarbeiter für eine Druckprüfung vorbereitet werden. In der Anlage wurde das hochgefährliche Uranhexafluorid frei. Dabei wurde ein Arbeiter verstrahlt. Vom Gronauer Krankenhaus gelangte er nach Ochtrup, Münster und nun nach Jülich. In seinem Urin und Speichel wurde Uran nachgewiesen. Der Urenco-Konzern, der die Anlage betreibt, und an dem auch RWE und E.ON beteiligt sind, schweigt sich zu dem Störfall aus. Es ist nicht bekannt, wie viel Uranhexafluorid in der Anlage frei wurde und welche Mengen evtl. in die Umgebung gelangt sind. Diese Heimlichtuerei macht misstrauisch. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Urenco. Die Urananreicherungsanlage ist seit fast 25 Jahren in Betrieb. Immer wieder gab es Störfälle. Doch der Zwischenfall vom 21. Januar hat eine neue Qualität: Erstmals wurde ein Mensch verstrahlt. Beim nächsten Störfall könnte noch
mehr passieren. Uranhexafluorid ist hochgiftig. Es ist radioaktiv und reagiert mit Feuchtigkeit zu Flusssäure. Bei Freisetzungen aus der Anlage oder bei Transportunfällen müsste im Umkreis von vielen Kilometern evakuiert werden. Doch das wäre unmöglich! Schon jetzt wurde deutlich, dass bereits ein verseuchter Arbeiter Panik und Hilflosigkeit auslöst. Es gibt nur eine Konsequenz: Die Urananreicherungsanlage darf nicht weiter ausgebaut werden – sie muss stillgelegt werden, und das lieber heute als morgen! Der nächste Unfall kann für uns der letzte sein! Entsprechendes gilt für alle Atomanlagen: Atomausstieg jetzt! Sowohl aus der Atommüll-Konditionierungsanlage der GNS in Duisburg-Wanheim wie auch aus dem Forschungszentrum Jülich soll schon in Kürze Atommüll ins Zwischenlager Ahaus im Westmünsterland transportiert werden, darunter 152 Castoren mit radioaktivem Atommüll aus Jülich. Die jetzt geplanten Atommülltransporte nach Ahaus zeigen, dass eigentlich niemand weiß, wohin mit dem Atommüll. Die Leichtbauhalle in Ahaus ist jedenfalls keine Lösung. Die geplanten Atommülltransporte sollen sowohl auf der Straße wie auf der Schiene stattfinden. Mit dem ASSEDesaster ist die Atommüllentsorgung in Deutschland gescheitert. Bundesforschungsministerin Schavan hat erst im Januar dieses Jahres bestätigt, dass ehemalige Bergwerke als Atommüllendlager ungeeignet sind. Damit fällt auch der Schacht Konrad als mögliches Endlager aus, das eigentlich für das Zwischenlager Ahaus zuständig sein sollte. Es ist zu befürchten, dass Ahaus zum oberirdischen Endlager wird. Wir fordern von der Landesregierung in Düsseldorf ein völlig neues und tragfähiges Atommüll-Entsorgungskonzept, anstatt durch Atommülltransporte nach Ahaus Fakten zu schaffen. Die Atomindustrie investiert jedes Jahr Millionen für Imagepflege und verbreitet Lügen über
die Folgen der Atomtechnologie. Nun will sie sich den Anstrich der Klimaftreundlichkeit verleihen. In Hanau ist es jedoch gelungen, mehrere Atomanlagen zu stoppen. Es ist nicht unmöglich, auch die Gronauer Atomfabrik zu stoppen. Und wenn viele Mitbürgerinnen und Mitbürger mithelfen können wir es schaffen. Deshalb schließen sich die JungsozialistInnen im Landesverband NRW den Forderungen zahlreicher gesellschaftlicher Gruppen an und fordern:

Der Betrieb der Urananreicherungsanlagen in Gronau muss gestoppt werden! Die Expansionspläne von URENCO und die Errichtung einer weiteren Anlage zur Zwischenlagerung in Gronau sind zu stoppen. Gleichzeitig muss die Einlagerung von Atommüll in der Leichtbauhalle in Ahaus im Westmünsterland beendet werden. Ahaus darf nicht zum Ablagerungsplatz einer verfehlten Energiepolitik werden, die seit Jahren nicht weiß wohin mit dem verstrahlten Müll!

Wir fordern:
Der Unfall beim URENCO Konzern in Gronau muss lückenlos und öffentlich aufgeklärt werden!
Das bereits genehmigte Uranmüll“zwischen“lager neben der Anreicherungsanlage in Gronau darf nicht gebaut werden! Auch wollen wir keinen weiteren Atommüll nach Ahaus geliefert bekommen! Am 26. April 2010 hat sich das Reaktorunglück in Tschernobyl zum 24mal gejährt. Die gegenwärtigen Forderungen aus der Atomindustrie nach Laufzeitverlängerungen und Ausbau der Atomanlagen muten angesichts der enormen Gefahren der Atomtechnologie gespenstisch und zynisch an. Während in der Ukraine und Weißrussland Millionen von Menschen mit den dramatischen Folgen des Super-GAUs zu kämpfen haben, verharmlosen Atomkonzerne wie URENCO und Politiker von Union und FDP die Gefahren der Atomenergie auf unverantwortliche Weise.