Solidarität mit den Continental-Beschäftigten

Am Mittwoch hat die Kapitalseite des Aufsichtsrats des Continental-Konzerns gegen die Stimmen der Arbeitnehmer*innenvertreter*innen beschlossen, das Aachener Reifenwerk und das Werk in Karben zu schließen. Weitere Werke sollen „umstrukturiert“ werden. Dies betrifft werksweit 30.000 Arbeitsplätze, in Deutschland alleine 13.000. Dabei werden neben Werksschließungen auch Maßnahmen der Jobverlagerungen genutzt. Einziges Ziel ist es den Profit des Unternehmens zu steigern. Und das auf Kosten von Arbeitnehmer*innen, die bereits seit Jahren für schwarze Zahlen vor Ort sorgen. Und das auch durch unbezahlte Mehrarbeit.

Seit 89 Jahren etwa werden am Standort Aachen Reifen produziert und selbst während der Corona-Krise hat das Werk mit einer Produktion von (auf das Jahr hochgerechnet) über 6 Millionen Reifen Profit gemacht. Die Pläne zur Standortschließung sind nicht mit der fehlenden Profitabilität zu erklären, sondern lediglich die Folge strategischer Managementfehler, da an anderen Standorten Überkapazitäten aufgebaut wurden, die nun nicht abgerufen werden.

Die Schließung des Aachener Werks war nicht vorhersehbar und ist nicht nachvollziehbar. Denn das Aachener Werk wurde erst in den letzten Jahren modernisiert. Zusätzlich leisten die Mitarbeiter*innen seit 2005 unbezahlte Mehrarbeit, um die Millionengewinne der Continental AG zu ermöglichen.

Diese 1.800 Mitarbeiter*innen, die teilweise seit mehreren Generationen mit dem Unternehmen verwurzelt sind, wurden vollkommen überraschend per Mails und Aushang über die Werkschließung informiert. Bei der eilends einberufenen Betriebsversammlung stand kein Mitglied des Vorstands zur Verfügung, um die Entscheidung nochmals zu verkünden oder zu erklären.

Der Beschluss des Konzernvorstands das Aachener Werk zu schließen, ist eine katastrophale Nachricht für die Beschäftigten, die Region, die gerade mitten im Strukturwandel steckt und auch für unser Bundesland.

Sollte ein profitables Werk, in dem die Beschäftigten gegenüber dem Arbeitgeber seit Jahren in Vorleistung gegangen sind, nun einfach geschlossen werden, stellt dies die Grundlagen der etablierten Sozialpartner*innenschaft in Frage.

Dieses Kahlschlag-Konzept zeigt das wahre Gesicht des Kapitalismus, den es zu überwinden gilt. Es zeigt wie ein kapitalistisches Unternehmen in Zeiten der Transformation den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch einseitige Gewinnmaximierung gefährdet. Das heißt, dass die bisherigen Regelungen bei Mitbestimmung und Betriebsverfassung nicht mehr ausreichen, um Transformation und Strukturwandel sozialverträglich und zukunftsfähig zu gestalten. Eine Ausweitung der Montan-Mitbestimmung, bei welcher Kapital- und Beschäftigtenseite gleich hohe Stimmanteile haben, könnte eine mögliche Maßnahme sein, um in Zukunft Alleingänge der Manager*innen zu verhindern und sozialverträgliche Konzepte im Aufsichtsrat zu verhandeln. Die Führungsriege bei Continental ist, nachdem sie das Vertrauen der Beschäftigten und Werte der Sozialpartner*innschaft verletzt hat, aufgefordert in den Verhandlungen mit IG BCE und IG Metall den Weg für ein sozial-verträgliches Strukturprogramm nicht zu versperren. Ziel muss es jetzt sein, dass die Mitarbeiter*innen nicht ins bergfreie fallen und möglichst viele von ihnen auch weiterhin beschäftigt bleiben. Der Fall Continental ist ein mahnendes Beispiel für eine Managementkultur, welcher die Schicksale der Beschäftigten deutlich weniger wert sind als der Profit. Hieran sieht man das wahre Gesicht des Kapitalismus, den es zu überwinden gilt.

Wir als NRW Jusos stehen an der Seite der Gewerkschaften und Arbeitnehmer*innen und erklären uns mit ihnen solidarisch.