Case Management für Jobcenter und Arbeitsämter

Die Betreuung der Klient*innen wird aktuell im Jobcenter oder im Arbeitsamt nicht personenbezogen organisiert. Man greift aktuell auf ein alphabetisches Ordnungsprinzip zurück und berücksichtigt zum Beispiel nicht die demographische Situation des Stadtteils. Dadurch können die individuellen Lebensbedingungen der einzelnen Personen nicht optimal erfasst werden. Die Lage vor Ort im Stadtteil ist nicht unbedingt im Detail bekannt, was die Arbeit mit den Klient*innen erschwert. Des Weiteren bedarf es eines Bürger*innen nahen Ortes, um eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen. Dies kann zum einen durch regelmäßige Schulungen des Personals und zum anderen durch die Raumgestaltung unterstützt werden. Auch pädagogische Konzepte kommen hierbei zum Tragen. Zur Zeit wirkt das Jobcenter wie eine Aufsichtsbehörde, die Klient*inn unter enormen Druck setzt, welches teilweise zu Ängsten führt und somit die Jobvermittlung beeinträchtigt. Hinzu kommt, dass den Beamt*innen und Angestellt*innen kein pädagogisches Handlungskonzept vorliegt bzw. sie keine ausreichenden pädagogischen Anteile in der Ausbildung haben. Der Aufbau der einzelnen Jobcenter und Arbeitsämter gleicht häufig einem Ort, den man ungern betreten möchte, er erzeugt eine ablehnende Haltung und verstärkt ein Unwohlgefühl bei Klient*innen.
Deshalb möge die Landeskonferenz der NRW-Jusos beschließen, dass zusätzlich zu den regulären Jobcentern und Arbeitsagenturen, die laufend zu modernisieren sind, dezentrale Anlaufstellen in den Stadtteilen und Stadtbezirken – ggf. als Testprojekte – einzurichten sind, in denen ein besonderer Bedarf besteht. Dabei wird berücksichtigt, dass nicht jeder Stadtteil und nicht jeder Stadtbezirk die gleichen Voraussetzungen bieten. Einige Stadtteile weisen über eine geringe Arbeitslosenquote und somit über weniger Klienten*innen auf. Vor Ort arbeiten dann Beamt*innen und Angestellt*innen mit den einzelnen Klienten*innen in ihren Stadtteilen, ihrer gewohnten Umgebung zusammen und können vor Ort mit lokalen Betrieben besser in Kontakt stehen. Man nutzt das “Gemeinschaftsgefühl” der einzelnen Stadtteile für eine effiziente Kooperation aus. Dazu müssen die Beamt*innen und Angestellt*innen auf die einzelnen Stadtteile spezialisiert werden. Die einzelnen lokalen Jobcenter sollen offener und freundlicher gestaltet werden, um eine klient*innenfreundlichere Umgebung zu schaffen. Das U-25 Haus in Mülheim an der Ruhr ist hier als perfektes Beispiel aufzuführen. So ist beispielsweise bereits der Eingangsbereich offen gestaltet und lädt mit den frei zur Verfügung gestellten Computern zum Recherchieren ein. Die freundlichen Farben und die freundliche Einrichtung unterstützt die Arbeitsatmosphäre. Die Mitarbeiter*innen am Empfang unterstützen die Nutzung und geben Hinweise und Hilfe für die Bewerbungen. All dies zusammen erleichtert den Klient*innen den Besuch des Jobcenters, da dieser als ein großer Stressfaktor gilt. Ohne diesen Stressfaktor, sei es Angst oder Leistungsdruck, und durch das neue freundliche Auftreten als Teil ihres Stadtteils, dürfte auch die Kooperation zwischen Klient*innen und Mitarbeiter*innen sich positiv entwickeln.