Die Schule ist keine Plakatwand

Schulsponsoring gewinnt an unseren Schulen immer mehr an Bedeutung, aufgrund immer defizitärer Kommunen könnte man sogar von einem Trend sprechen.
Von Schulsponsoring spricht man, wenn Unternehmen zur Förderung von Schulen Geld oder Geldwerte zur Verfügung stellen. Die sponsernden Unternehmen verfolgen damit im Wesentlichen die Ziele Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Die Schule erhält in der Regel festgelegte finanzielle oder sachliche Zuwendungen vom Unternehmen; das Unternehmen profitiert von der Kommunikation über diese Partnerschaft durch die Schule bzw. durch die eigene Öffentlichkeitsarbeit. Kennzeichen des Sponsoring sind Leistung und Gegenleistung, Absprachen über die gemeinsamen Ziele und eine gewisse Dauer der Partnerschaft.
Konkret bedeutet das für uns, dass Sponsoring nicht in erster Linie soziale Unterstützung von Firmen an Schulen ist, sondern ein gezieltes Projekt um Produkte besser zu verkaufen und vornehmlich in ihrer Zielgruppe bekannt zu machen. Es scheint so, als sei das Sponsoring ein Gewinn für beide Seiten. Sowohl die Wirtschaft als auch die Schulen sollen von den Kooperationen profitieren. Nach Angaben der Stiftung Partner für Schule NRW gibt es einen großen Unterschied zwischen Sponsoring und Werbung. Diese benennt Stiftung Partner für Schule NRW folgendermaßen: „Schulsponsoring bedeutet Verantwortung und Partnerschaft im Rahmen einer projektorientierten oder längerfristigen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Schule. Das Unternehmen unterstützt ein konkretes Projekt bzw. die Realisierung des Schulprogramms; es profitiert von der Kommunikation über das Projekt bzw. die Partnerschaft als solche. Unmittelbare Werbung für ein Produkt findet nicht statt.” Es wird abgestritten, dass offensichtlich Werbung für ein bestimmtes Produkt gemacht wird. Dennoch kann man nicht verleugnen, dass auch durch Sponsoring wirtschaftliche Ziele verfolgt werden und den Schulen nicht aus sozialem Pflichtbewusstsein finanziell und ohne Gegenleistung geholfen wird. Sponsoring verfolgt das Ziel ein Unternehmen sozial und sympathisch darzustellen. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Darstellung eines Unternehmens sich bei Kaufentscheidungen wiederspiegeln kann. Das heißt indirekt ist Sponsoring immer auch Werbung.
Solange die Werbewirkung deutlich hinter den schulischen Nutzen zurücktritt und die Schulleitung sowie die Schulkonferenz sich dafür aussprechen, ist Sponsoring nach unserem Schulgesetz leider erlaubt. Die Stiftung Partner für Schule NRW ist eine Stiftung der Wirtschaft und der Landesregierung. Doch warum beklagen wir uns über Sponsoring? Trotz strenger Vorgaben können Schulen in manchen Fällen nicht auf eine Kooperation mit der Wirtschaft oder einem Unternehmen verzichten. Wenn die Kommune kein Geld für die Schule bereitstellt ist diese auf Drittmittel angewiesen. Die Kooperation mit einem Unternehmen basiert in diesen Fällen nicht auf einem expliziten Wunsch mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten, sondern ist aus einer Notlage heraus geboren worden. Beispiele aus dem Alltag zeigen, dass Sponsoring in unserer Schullandschaft unlängst einen festen Platz eingenommen hat. Wir möchten nicht, dass die Qualität unserer Bildung von Privaten Kapital abhängig gemacht wird. Sponsoring ist der erste Schritt hin zu mehr Mitbestimmung der Wirtschaft in unserem Bildungssystem. Unser Bildungsbegriff sieht vor, dass wir vor allem fürs Leben und nicht um möglichst effiziente Arbeitskräft abzuliefern lernen und zur Schule gehen. Am Anfang der Antragsbegündung haben wir deutlich gemacht, dass Sponsoring immer auch eine Werbedimension enthält. Wir sprechen uns für Schule als Werbeneutralenraum aus. Mit Schule und in Schule soll keine Werbung gemacht werden dürfen. Wir Juso-SchülerInnen-NRW fordern daher §99 des Schulgesetzes zu ändern. Kommerzielles Sponsoring an Schulen ist zu verbieten. Dementsprechend soll von der Landesregierung auch nicht weiter an der Stiftung “Partner für Schule NRW” gearbeitet werden. Einher damit muss eine bessere Finanzierung der Kommunen und damit auch der Schulen gehen. Nur so kann sicher gestellt werden, dass Schulen nicht weiter auf Sponsorengelder angewiesen sind. Der einzige Punkt an dem wir uns eine Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaftsunternehmen vorstellen können ist die Berufsberatung. Jedoch muss hier sichergestellt sein, dass es nicht darum geht, dass Unternehmen Werbung machen für ihre Ausbildungsplätze, sondern über den Berufsalltag informieren und beraten.