Handlungsspielraum schaffen! – Mit der Petition von pink stinks geschlechtsdiskriminierende Werbung verbieten

Die NRW Jusos unterstützen die Petition von pink stinks gegen Sexismus in der Werbung.

Was läuft falsch?

Wir alle kennen sie. Sehen sie zu hunderten aus den Augenwinkel im Vorbeifahren, hören sie im Radio oder finden sie beim Zappen in der Glotze: Die Frau am Herd, wie sie eine warme Mahlzeit für ihre Lieben bereitet, der Mann der schweigend Fußball schaut, unfähig über seine Gefühle zu sprechen. Gezeigt werden hier stereotype Geschlechtsmuster, die einem Geschlecht eine bestimmte Rolle zuweisen.

Und dann gibt es da noch die nackten Körper. Auf Waschmaschinen, Parkettböden, neben Tiernahrung, unter Schuhen, auf Särgen. Wenn sie keinerlei Bezug zum Produkt haben, zum Beispiel weil Badeshorts oder Dessous verkauft werden, ist es eine reine Blickfangwerbung, eine Werbung bei der Personen zu Objekten degradiert werden, um Aufmerksamkeit für das Produkt, den Sarg oder Bodenbelag zu generieren.

OK, könnte man sagen. Nervt zwar irgendwie aber was soll´s, könnte man sagen.  Das sagen wir aber nicht. Das sagen wir deshalb nicht, weil Werbung, wie alles andere auf der Welt was wir konsumieren, – bewusst oder unbewusst – Einfluss auf unser Denken, Handeln und Fühlen hat. Wie sollte es auch nicht? Wie sollten wir unbeeindruckt bleiben, wenn wir ständig und immer wieder nicht irgendwelche, sondern genau die gleichen stereotypen Bilder von Frauen und Männern, von Jungs und Mädchen sehen? Wie sollten wir auf die Idee kommen, dass Frauen Lust auf Autofahren, Männer auf Sekt haben, wenn uns ständig nur das Gegenteil gezeigt wird.

Derzeit kontrolliert der Werberat das bunte Treiben der Werbenden. Doch ihr Handlungsspielraum ist denkbar begrenzt. Halten sie eine Werbung für diskriminierend, bleibt ihnen nur eine öffentliche Rüge als stärkste Sanktion. Schwer vorstellbar, dass sich Großkonzerne hiervon beeindrucken lassen.

 

Wie sollte es laufen?

Wenn wir ernst meinen was wir sagen, nämlich dass wir Diskriminierung überall und in jeder Form ablehnen, dann müssen wir diesen Bereich (wie wir es bereits mit vielen anderen tun) regeln. Wir müssen dem Werberat ein Instrument an die Hand geben, das es ihm ermöglicht, mehr als leere Drohungen auszusprechen. Wenn eine Werbung mittels diskriminierender Geschlechterdarstellungen beworben wird, ist das ebenso unerwünscht und unlauter, wie wenn mir unwahren oder unrealistischen Versprechen geworben wird. Das letzteres bereits lange verboten ist, leuchtet ein. Wir wollen in keiner Gesellschaft leben, in der Produkte mit Eigenschaften angepriesen werden,  die sie eigentlich nicht besitzen. Wir NRW Jusos sagen: Wir wollen auch in keiner Gesellschaft leben, in der mit der Lüge der Geschlechterrolle und mit verobjektivierten Körpern Produkte beworben werden, die damit eigentlich nichts zu tun haben.

Grundsätzlich ist die Petition ja gut, aber das zweite Komma im dritten Absatz…

Spoiler: Der von pink stinks vorformulierte Gesetzestext wird niemals eins zu eins so umgesetzt werden. Das liegt einfach an den Prozessen, wie Gesetze in unserer Demokratie geschaffen werden. Es würden Ausschüsse gebildet und Arbeitskreise besetzt werden, die verschiedene Vorschläge vorbereiten, vielleicht inspiriert von dem vorliegenden Text, vielleicht auch nicht. Am Ende kommt ein Kompromiss bei raus. Wichtig ist, dass der Kern der Botschaft erhalten bleibt, auf die genaue Formulierung haben wir (derzeit) sowieso keinen Einfluss.

Und dann wird die Welt besser?

Wer weiß das schon? Nein im ernst, uns ist klar, dass die Werbung nur ein kleiner Ausschnitt unserer Gesellschaft ist, und das Sexismus damit nicht sofort und endgültig beendet wird. Unsere Welt ist nun mal komplex. Wir werden von vielen unterschiedlichen Dingen beeinflusst. Das hat uns bisher allerdings noch nie aufgehalten, für etwas zu kämpfen und das sollte es auch nicht.

Klar könnten wir versuchen, die ganze Bäckerei auf einmal zu kapern. Um sie zu übernehmen, können wir uns auch jedes Brötchen einzeln schnappen.