Glück Auf!

Die Kohle geht, die Kumpel* bleiben

Am 21.12.2018 endet eine Ära. An diesem Tag beendet die letzte Schicht auf dem Bergwerk Prosper-Haniel ihre Arbeit und mit ihr endet der Steinkohlebergbau in NRW endgültig. Der Bergbau hat Land und Leute über 200 Jahre lang geprägt und er tut es noch. Für mehrere Generation von Menschen war der Bergbau identitiätstiftend. Ohne romantische Verklärung lässt sich behaupten, dass dies mehr als nur Jobs waren. Es war Zusammenhalt. Es war harte Arbeit. Es war Solidarität. Und nun ist es Industriekultur.
Die Montanindustrie war prägend für das ganze Land, sogar für ganz Europa. Die europäische Union fußt auch auf der Montanunion. Die Arbeiter und Arbeiterinnen kämpften für ihre Rechte und buchstabierten damit die betriebliche Mitbestimmung aus und waren damit ein leuchtendes Beispiel für viele andere Bereiche. Zugleich zog das Ruhrgebiet ungemein viele Menschen von nah wie fern an und bot Menschen aus aller Welt ein Zuhause.
Und das soll es auch weiterhin tun.
Mit Sorge betrachten wir die Entwicklungen in einigen Städten und Stadtteilen des Ruhrgebiets. Wo es früher egal war, wo du wech kamst, spielt die Ethnie plötzlich wieder eine Rolle und Rechtsradikale nutzen die Verunsicherung der Menschen schamlos aus. Dabei ist der Strukturwandel im Ruhrgebiet im vollen Gange und das Ruhrgebiet hat die Chance mit seinen Städten und Gemeinden, seinen Flüssen und Seen, seiner Industriekultur und vor allem mit seinen Menschen, wieder ein Leuchtfeuer im Herzen Europas zu sein. Dafür braucht es aber weiterhin und vielleicht sogar verstärkt Hilfe. Vielerorts sind die Kassen voll und Regionen prosperieren, nicht nur, aber auch, weil im Ruhrgebiet über Jahrzehnte geschuftet wurde für den heutigen volkwirtschaftlichen Reichtum.
Und im anderen Kohlerevier steht nun ein ähnlicher Prozess an. Auch das rheinische Braunkohlerevier muss sich mit einem Strukturwandel auseinandersetzen. Dabei gilt es, wie im Ruhrgebiet an vielen Stellen exemplarisch durchexerziert, soziale und ökologische Fragestellungen zusammenzudenken. Niemand soll ins Bergfreie fallen, dass muss auch der Ansatz im rheinischen Revier sein.
Bewusst muss dabei allen Beteiligten sein, dass Strukturwandel niemals abgeschlossen ist. Der Aufbau einer erneuten Monokultur muss unter allen Umständen vermieden werden.
Wir NRW Jusos werden den Prozess beim Ausstieg aus der Braunkohle kritisch begleiten so wie auch beim Ausstieg aus der Steinkohle und werden auch im rheinischen Revier wie auch im Ruhgebiet solidarisch an der Seite der Beschäftigten stehen. Wir vergessen nicht, wer maßgeblich den gesellschaftlichen Wohlstand zu Tage gefördert hat. Wir werden die Vergangenheit nicht vergessen, uns aber der Gestaltung der Zukunft annehmen, so wie es das Ruhrgebiet auch tun muss. Hilfe von außen, gute Ideen von innen. So kann es gelingen um ein weiteres Auseinanderdriften von Arm und Reich zu verhindern. Wir überlassen den Rechten nicht das Ruhrgebiet. Mit harter Arbeit, wie einst unter Tage, kämpfen wir für ein gutes NRW im Herzen Europas. Ganz besonders dort, wo politische Entscheidungen den Menschen die vermeintliche Identität geraubt haben, heißt es für uns, ein neues Zuhause für alle Menschen zu schaffen. Im Ruhrgebiet genauso wie im rheinischen Revier. Glück Auf!