Freies, individuelles Lernen – auch in der Oberstufe

Durch die Schulgesetzreform im Juni 2006 wurde, neben G8, auch die Umgestaltung der gymnasialen Oberstufe beschlossen. Die von CDU und FDP durchgesetzten Veränderungen in der Sek. II treten dieses Schuljahr erstmals in Kraft. Die von der alten Landesregierung umgestaltete Oberstufe nimmt SchülerInnen die Möglichkeit, durch ihre Fächerwahl zu differenzieren und eigene Interessen in den Vordergrund zu stellen. So gilt für SchülerInnen die 2013 ihr Abi machen, dass zwei ihrer ABI-Fächer Kernfächer (Deutsch, Mathe und fortgeführte Fremdsprache) sein müssen. Es ist auch nicht mehr möglich eine
in der Sek. II neu einsetzende Fremdsprache als Leistungskurs zu wählen. Für uns Jusos ist eine Stärkung der Kernfächer, um der Wirtschaft möglichst brauchbare AbiturientInnen zu liefern, der falsche Ansatz von Bildungspolitik. Bildung muss mehr schaffen als auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Deshalb setzen wir weiterhin auf breite Wahlangebote um Begabungsreserven optimal auszuschöpfen. SchülerInnen sollen auch künftig die Möglichkeit bekommen ihre
Lernprozesse selbstverantwortlich zu gestalten und individuelle Schwerpunkte zu setzen. Besonders heftig sind die SchülerInnen getroffen, die eine G8 Hochschulreife machen, für sie wurde die Wochenstundenzahl erhöht. Sie müssen 34 Wochenstunden erreichen. Um dies zu schaffen haben sie die Wahl entweder so genannte Vertiefungskurse oder einen weiteren Grundkurs zu belegen. Vertiefungskurse sind hierbei Kurse in denen Defizite in den Kernfächern abgebaut werden sollen. Grund für die Einführung dieser Vertiefungskurse war die Angst, dass die durch G8 entstandenen höheren Anforderungen die Zahl der AbiturientInnen sinken lässt. Diese Angst teilen wir. Doch eine Vermeidung von zu hohen Anforderungen kann unserer Meinung nach ganz einfach erreicht werden, indem man G8 komplett abschafft. Die im Koalitionsvertrag vorgeschlagene Lösung, jedes Gymnasium zusammen mit dem Schulträger entscheiden zu lassen, ob es G8oder G9 anbieten möchte lehnen die NRW Jusos entscheiden ab. Würde man diesen Weg gehen wäre nicht gewährleistet, dass jedeR SchülerIn die Möglichkeit bekommt wohnortnah ein G9 Abi zu machen, des Weiteren sehen wir die Gefahr, dass mit den verbleibenden G8 Gymnasien eine neue Elite entsteht. Für die jetzt noch existierenden G8 Jahrgänge muss eine Übergangslösung gefunden werden. Man könnte beispielsweise die Vertiefungskurse freiwillig anbieten, ein zwanghafter Besuch von Förderkursen ist für uns keine Lösung. Im Zuge der Erneuerung der Oberstufe fordern wir eine Gleichstellung des sprachlich-musischen, gesellschaftswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Bereiches. Es muss auch möglich sein den Schwerpunkt bei der Abi-Fächerwahl auf die Gesellschaftswissenschaften zu legen, da nur so gewährleistet wird, dass wirklich individuelle Schwerpunkte gesetzt werden können.
Wir fordern die Landesregierung auf die Erneuerung möglichst zeitnah vorzunehmen. Langes beraten hilft den SchülerInnen unseres Landes nicht weiter. SchülerInnen die 2013 ihr Abitur machen, dass heißt ihre Abi-Fächer im Frühjahr 2011 wählen, müssen von solchen Reformen noch profitieren können.