BILDUNG GIBT’S NICHT FÜR LAU! INVESTITIONEN IN DIE ZUKUNFT DES BILDUNGSSYSTEMS

Für uns NRW Jusos ist Bildung der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben, sowie eine zentrale Gerechtigkeitsfrage. Bildung entscheidet maßgeblich über Lebenschan­ cen. Damit kein Mensch zurück gelassen wird, ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund,Ländern und Kommunen vonnöten. Vor allem die Kommunen dürfen bei der Bewältigung ihrer vielen Aufgaben nicht allein gelassen werden, denn gute Bildung darf am Ende nicht an ihren klam­ men Kassen scheitern, sondern muss allen Ebenen Investitionen wert sein. Der Anspruch muss sein,wenigstens den Durchschnitt der OECD-Länder an den Bildungsausgaben zu erreichen. Mindest­ ausgaben für Bildungspolitik gehören ins Grundgesetz! Als Verteilungskriterium von Ressourcen erachten wir dabei das Prinzip „Ungleiches ungleich behandeln“ als richtig. Nur indem die Wirkung von kontextspezifischen Einflussfaktoren berücksichtigt wird, kann der Reproduktion sozialer Ungleichheit entgegen gewirkt werden. Die Berücksichtigung eines Sozialindexes auf der Basis von transparenten Kriterien ist daher Grundvoraussetzung einer gerechten Verteilung von Ressourcen.Bildung ist staatliche Aufgabe, deshalb ist es für uns auch nicht diskutabel, deshalb fordern wir die Ausfinanzierung des Bildungsbereichs durch den Staat. Die Finanzierung über Private lehnen wir entschieden ab. Ziel ist die ausreichende Finanzierung unseres Bildungssystems, damit wir unsere Vorstellungen von Chancengleichheit, Gleichstellung und Inklusion umsetzen können. Bildung muss für die Individuen gebührenfrei sein, von der KiTa bis zur Weiterbildung im Erwachsenenal­ ter und Menschen in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen müssen finanziell unterstützt werden.In vielen Bildungsbereichen werden Menschen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt. Um diesem Zustand entgegen zu wirken, braucht es spezielle Förderprogramme. Dazu muss es entsprechend Schulungen für Lehrende geben, damit eine Reproduktion von gesellschaftlichen Rollenbildern entgegengewirkt und eine freie Entfaltung gefördert wird. Darüber hinaus müssen sich Bildungs­ institutionen an die unterschiedlichen und individuellen Lebenswege von Menschen anpassen und insbesondere die Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Bildung herstellen.Neben der feministischen Perspektive, die wir immer mitdenken, sehen wir viele zentrale Heraus­ forderungen für die Zukunft unseres Bildungssystems. Vor allem in den Bereichen von Infrastruk­ tur, Digitalisierung, Gute Arbeit und Inklusion. Da muss investiert werden, denn Investitionen in Bildung sind Zukunft und die gibt es ja bekanntlich nicht für lau!

INFRASTRUKTUR

Bildungsstätten sind die zentralen Orte, an denen alle Menschen zusammen lernen und leben können. Wenn wir sie uns aber anschauen, sehen wir dringenden Investitionsbedarf. Wir haben in vielen Bildungsbereichen eine gute infrastrukturelle Substanz, dafür hat sozialdemokratische Politik gesorgt. Jetzt müssen wir dran bleiben, dort investieren, wo Schulen verfallen und Hörsäle nicht mehr alle Studierende aufnehmen können. Wir müssen modernisieren und dort ergänzend ausbauen, wo es mangelt. Für uns können Menschen nur lernen, wenn sie sich auch wohlfühlen,wo sie Freiräume haben. Deshalb muss die Qualität der Bildungs-Infrastruktur auch Vorrang vor der Quantität haben. Unser oberstes Ziel ist nicht der möglichst kurze Schulweg, sondern ein gutes Lernumfeld. Mit dem Programm „Gute Schule 2020“ schlägt die Landesregierung den richtigen Weg ein. Damit darf aber nicht Schluss sein! Auch in die Infrastruktur der KiTas, der Hochschulen und der Berufsschulen muss investiert werden!

Frühkindliche Bildung

Kindertagesstätten sind der erste Berührungspunkt von Kindern mit unserem Bildungssystem.Dieser frühe Bildungsabschnitt bildet die Grundlage für die weitere Bildungsteilhabe von Kindern.Um der Chancenungleichheit und Selektion entgegenzuwirken, ist es zwingend notwendig, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, an diesem ersten Bildungsschritt teilzunehmen. Allen Eltern müssen ausreichende, wohnungs- und arbeitsplatznahe, gut erreichbare und vor allem kostenfreie KiTa-Plätze für ihre Kinder zur Verfügung stehen. Auch wenn unser Ziel ist und bleibt, dass Eltern in einem Umfeld arbeiten können, dass ihnen genügend Freiraum für die Betreuung ihrer Kinder und für ein Familienleben lässt, müssen wir trotzdem Möglichkeiten für Kinderbetreuung während der gesamten Arbeitszeit schaffen. Besonders Alleinerziehende sind häufig auf die Unterstützung von Großeltern oder Bekannten angewiesen, weil ihre Arbeitszeiten nicht von den Öffnungszeiten der KiTas gedeckt werden. Selbstverständlich muss bei der Ausweitung der Öffnungszeiten Arbeits­ schutze der Angestellten berücksichtigt werden.Wir fordern den Neubau von KiTas, wo benötigt und darüber hinaus eine Modernisierung von KiTas nach inklusiven und ökologischen Standards sowie pädagogischen Erkenntnissen. Das umfasst neben Spiel- und Lernräumen auch Grünflächen und Aufenthaltsmöglichkeiten außerhalb der Gebäude. Weiterhin müssen den Kindern in KiTas gesunde und kostenfreie Mahlzeiten zur Verfügung stehen.

Schule

Schulen sind die Bildungsstätten, in denen Menschen die größte Zeit ihres Bildungsgangs verbrin­ gen. Schulen müssen so ausgestattet sein, dass alle Schüler*innen zusammen lernen und leben können und sich dabei auch wohlfühlen. Wir fordern die Modernisierung von Schulen, wo notwendig und der Neubau von Schulen, wo benötigt – nach inklusiven und ökologischen Standards. Bau- und Modernisierungsmaßnahmen müssen nach pädagogischen Erkenntnissen geschehen. Hier müssen die Kommunen, die meistens Trägerinnen von Schulen sind, ausreichende finanzielle Unterstützung vom Land bekommen, um dies zu ermöglichen. Die Schulen sollen so gestaltet werden, dass sie Schüler*innen eine angenehme Lernatmosphäre geben und eine flexible Gestaltung des Schulalltagsermöglichen. Wir fordern eine ganztägige Gesamtschule, an der alle Kinder teilnehmen können.Neben dem Ausbau der Schulen nach modernen Standards im Allgemeinen, bedarf es auch des Ausbaus und die bessere Ausstattung der Schulen für einzelne Fächer, wie zum Beispiel Chemie- oder Musikräume. Außerdem muss allen Schüler*innen eine kostenlose und gesunde Schulverpfle­ gung durch eine Mensa ermöglicht werden.Weil sich Schule zu einer Bildungsstätte entwickelt, wo Schüler*innen einen großen Teil des Tages verbringen, fordern wir die Einrichtung von Freirräumen für Lernen, Freizeit- und Sportmöglich­ keiten, Ruheräume und Grünflächen.Darüber hinaus soll sich die finanzielle Förderung auch auf die Schulung von Lehrenden ausweiten.

Hochschule

Die Hochschulen müssen so gestaltet werden, dass sie allen ein erfolgreiches und selbstbestimmtes Studium ermöglichen und sich der gesamten Gesellschaft öffnen. Die stetig ansteigende Anzahl an Studierenden verlangt in dieser Hinsicht den Ausbau und die Modernisierung von Hochschulge­ bäuden. Vor allem Lehrveranstaltungsräume und Bibliotheken müssen so ausgebaut werden, dass alle Platz finden und eine gute Lernatmosphäre geschaffen wird. Bei Bau- und Modernisierungs­ maßnahmen müssen ökologisch nachhaltige und inklusive Konzepte verwirklicht werden.Doch nicht nur die Hochschule als solche bestimmt das studentische Leben. Auch außerhalb der Hochschule müssen Infrastrukturen verbessert werden, um den Studierenden ein gutes Studium zu ermöglichen. Ob Menschen ihr Wunschstudium im Wunschort oder überhaupt ein Studium verwirklichen oder finanzieren können, hängt insbesondere auch von den Lebenshaltungskosten und von der sozialen Infrastruktur ab. Hier gilt es vor allem die Studierendenwerke finanziell so aufzu­ stellen, sodass nachhaltig genügend bezahlbarer studentischer Wohnraum geschaffen wird und das Mensaangebot wenn nötig ausgebaut und modernisiert wird. Darüber hinaus muss das Beratungs­ angebot der Studierendenwerke für Studienfinanzierungsmöglichkeiten und darüber hinaus gestärkt werden. Es müssen zudem ausreichende Kitaplätze für Studierende mit Kind an allen Hochschulen geschaffen werden. Auch Studierende die neben ihrem Studium Angehörige pflegen, dürfen nicht aus dem Blick verloren werden. Für sie müssen flächendeckend Beratungs- und Unterstützungsan­ gebote geschaffen werden. Die Kosten dafür dürfen nicht durch immer weiter ansteigende Sozial­ beiträge allein auf die Studierenden abgewälzt werden. Stattdessen müssen die Studierendenwerke besser durch das Land finanziert werden. Darüber hinaus müssen die Mitbestimmungsmöglichkei­ ten der Studierenden in den Gremien der Studierendenwerke gestärkt werden.
Das studentische Leben kann und soll nicht für sich alleine stehen. Egal ob es um Wohnraum,Mensen, Bibliotheken, Kitas oder Kultur geht: In allen gesellschaftlichen Bereichen soll es zu einer Öffnung, einem Austausch und einer Durchmischung kommen. Nur so kann eine solidarische, offe­ ne und gerechte Gesellschaft entstehen, in der alle Menschen wertgeschätzt werden.

Berufliche Bildung

Im Bereich der beruflichen Ausbildung muss in das duale Ausbildungssystem investiert werden,sodass dieses einen mit einem Bachelor-Studium vergleichbaren Berufseinstieg bietet. Durch die Dualität des Ausbildungssystems sehen wir bei Investitionsmaßnahmen nicht nur den Staat in der Finanzierungspflicht, sondern auch die ausbildenden Unternehmen, die – heute und zukünftig – qualifizierte Arbeitskräfte nachfragen. Deshalb fordern wir eine gesetzlich verankerte Ausbildungs­ umlage, die Unternehmen in die Pflicht nimmt eine Umlage zu entrichten, wenn es nicht ausbildet,um somit diejenigen Unternehmen zu unterstützen, die ausbilden.Für Berufsschulen gilt wie für Schulen und Hochschulen, dass sie allen Auszubildenden ein Lern­ umfeld bieten sollen, in denen sie selbstbestimmt lernen können. Auch hier müssen bei Bau- und Modernisierungsmaßnahmen ökologisch nachhaltige und inklusive Konzepte verwirklicht werden.Neben modernen fachspezifischen Lehr- und Lernräumen sowie ausbildungsrelevanten Geräten und Maschinen müssen auch Berufsschulen Mensen und Bibliotheken anbieten. Im Gegensatz zu den Studierendenwerken, die ihre Rolle durch die Verfasstheit der Studierenden­ schaften bekommen, gibt es vergleichbares in der Ausbildung nicht. Deshalb ist es für uns Aufga­ be des Landes, in Wohnheime für Auszubildende zu investieren, um diesen auch die Möglichkeit zu günstigem Wohnraum zu schaffen. Außerdem ist es zwingend notwendig in die Mobilität der Auszubildenden zu investieren, weswegen wir uns weiterhin für die Schaffung eines landesweiten Azubi-Tickets einsetzen, das Auszubildenden vergleichbare Konditionen bietet wie den Studieren­ den über das Semesterticket geboten werden.

DIGITALISIERUNG

Digitalisierung wird unser Verständnis von Lehren und Lernen und von den Lernorten stark verän­ dern. Wir sehen im digitalen Lernen großes Potenzial, Bildung allen zugänglich zu machen und Bildung zu demokratisieren.Wir wollen digitales Lernen aktiv mitgestalten, uns mit Risiken ausein­ andersetzen und die Chancen nutzen, die Digitalisierung mit sich bringt. Wir wollen ein positives Verständnis von Digitalisierung vermitteln und fördern. Wir begrüßen den flächendeckenden Breit­ bandausbau in NRW und fordern die Landesregierung auf, bei diesem Thema am Ball zu bleiben.Auch das Vorhaben, einen Teil der Mittel aus dem Programm „Gute Schule 2020“ für die Ausstat­ tung von Schulen mit WLAN aufzubringen, ist ein wichtiger Schritt. Hier darf aber erst Ende sein,wenn alle Bildungseinrichtungen mit Breitband und WLAN ausgestattet sind. Digitalisierung heißt für uns nämlich mehr, als Pilotprojekte zu fördern, es müssen alle daran teilhaben.

Frühkindliche Bildung

Die Nutzung von neuen Medien beeinflusst das Aufwachsen in der heutigen Zeit. Kinder kommen immer früher mit einer Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten in Berührung. Ein richtiger Umgang mit diesen, stellt aus diesem Grunde eine erhebliche Kompetenz für die Heranwachsenden dar. Eine wichtige Rolle kommt hierbei den Erzieher*innen in den KiTas zu. Sie sind Ansprechpartner*innen für Eltern die nach richtigem Umgang mit Medien fragen. Relevante Themen hierbei sind in welche neuen Medien für Kleinkinder geeignet sind, welche Nutzungszeiten angemessen sind und warum ein guter Kinderschutz für das Surfen im Web notwendig ist.Des Weiteren spielt der Gebrauch von neuen Medien in den KiTas eine erhebliche Rolle. Gerade im frühkindlichen Bereich sollten neue Medien eine deutlich untergeordnete Rolle im KiTa Alltag spielen, da Kinder meist schon in ihrem privaten Bereich ein Überangebot dieser haben. Darum ist es essentielle, dass Kinder in der KiTa den verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien lernen. Dies sollte vor allem vorbereitend mit Blick auf den Wechsel in die Grundschule geschehen.Um diesen gewachsenen Anforderungen optimal entgegen treten zu können ist es notwendig die spezifischen Medienkompetenzen der Erzieher*innen weiter zu stärken. Dies sollte über Fortbil­ dungen geschehen, welche dem Personal in unseren KiTas kostenfrei zur Verfügung stehen sollten.Darüber hinaus ist es auch unablässig, pädagogisch sinnvolle Lehr- und Lernmedien den Tagesein­ richtungen kostenfrei bereitzustellen.

Schule

Wenn für einen Film der Medienschrank mit einem Röhrenfernseher und einem Videospieler ins Klassenzimmer gerollt wird oder Schüler*innen nicht wissen, wo bei Windows 98 Word aufgeru­ fen wird, zeigt sich, dass viele Schulen dem digitalen Zeitalter Jahre hinterherhinken. Wenn eini­ ge Schulen doch schon mit #neuland arbeiten, kann es vorkommen, dass den Schüler*innen das WLAN gesperrt wird, damit sie während des Unterrichts nichts Anderes machen. Schule als Lern­ ort funktioniert nur, wenn die Ausstattung der Geräte und der Lernräume modern und offen sind.Schulen brauchen eine vollständige Ausstattung mit WLAN und es muss die Möglichkeit geben,dass Schüler*innen mobile Endgeräte kostengünstig während der gesamten Schullaufbahn ausleihen können, damit sie nicht durch ihre finanzielle Situation benachteiligt werden. Schüler*innen müssen auf „ihren“ Tablets, Laptops, Smartphone auf all ihre Lern- und Lehrmittel zugreifen können, diese müssen auch kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Schüler*innen können außerdem über indivi­ dualisierten Accounts auch in anderen öffentlichen Lernnetzwerken, wie Hochschulen oder Biblio­ theken kostenlosen Zugang zu Lehr- und Lernmitteln bekommen. Projekte wie learn:line NRW,die den Zugriff auf frei verfügbare Lernmittel ermöglichen, oder LOGINEO NRW, das verlässliche digitale Arbeitsräume im Internet schafft und bereits an 350 Schulen erprobt wird, müssen ausge­ baut und bei Erfolg flächendeckend eingeführt werden.Digitalisierung und digitales Lernen erfordert genauso eine Schulung der Schüler*innen zu einem kompetenten und kritischen Umgang mit digitalen Medien und deren Inhalten. Hierzu bedarf es verpflichtender und kostenfreier Weiterbildung der Lehrenden im Bereich Medienkompetenz sowie der stetigen pädagogischen Weiterentwicklung des Medienpasses NRW.

Hochschule

Wie im gesamten Bildungsbereich bietet die Digitalisierung auch an den Hochschulen die Chance,Menschen ein selbstbestimmteres und inklusiveres Studium zu ermöglichen und die Qualität von Lehre und Forschung zu verbessern.Wir begrüßen in dieser Hinsicht sehr, dass die Landesregierung im Landeshochschulentwicklungsplan auch einen Schwerpunkt auf das Thema Digitalisierung in der Lehre gelegt hat. Um diesem Anspruch gerecht zu werden müssen flächendeckend und zeit­ nah Maßnahmen getroffen werden. Dafür braucht es zunächst die entsprechende Ausstattung der Hochschulen. Diese umfasst zum Beispiel ausreichende und moderne Computerpools und flächen­ deckendes und kostenlos zugängliches WLAN auf dem gesamten Hochschulgelände. Ein erfolgrei­ ches Studium darf nicht davon abhängen, wer sich die digitalen Medien finanziell leisten kann. Nur wenn alle an der Digitalisierung teilhaben können und das Wissen allen zugänglich gemacht wird,kann die Digitalisierung zu einer gerechteren Bildung beitragen. Deswegen muss es eine Bereitstel­ lung von im Studium benötigten Computerprogrammen geben und die Hochschulen müssen einen Zugang zu digitalen Medien schaffen, etwa durch den Kauf von Lizenzen für wissenschaftliche E-Zeitschriften. Es muss zudem die Möglichkeit geben, an den Hochschulen moderne Endgeräte für die Dauer des Studiums kostengünstig auszuleihen.In der Lehre sollen digitale Konzepte genutzt werden, um eine bessere Vermittlung der Lehrinhalte zu verwirklichen und vor allem, um die Lehre inklusiver zu gestalten. Digitalisierung kann dazu beitragen, Barrieren abzubauen. Vor allem auch Studierende mit Verpflichtungen außerhalb der Hochschule können davon profitieren. Dafür muss es flächendeckend eine technische Ausstattung zur Aufzeichnung von Lehrveranstaltungen geben. Auf einheitlichen Online-Plattformen sollen die Lernmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden,Leistungsnachweise auch online erbringen zu können. Klar ist dabei aber auch, dass die Bereit­ stellung der Aufzeichnung einer Vorlesung die Hochschulen nicht aus der Pflicht nimmt, allen Studierenden die aktive Teilnahme an Lehrveranstaltungen zu ermöglichen. Alle Menschen lernen unterschiedlich, deswegen muss allen Menschen auch die Wahlfreiheit zustehen, zu entscheiden, auf welche Weise sie an der Hochschule partizipieren möchten.Bei digitalen Medien muss darauf geachtet werden, dass diese inklusiv gestaltet sind. Es braucht in dieser Hinsicht auch ein umfangreiches Angebot an Schulungen für Studierende und Lehrende, bei denen diese für den Umgang mit und Einsatz von digitalen Medien qualifiziert werden. Die Hoch­ schulen in NRW können auch gegenseitig von ihren Anstrengungen im Bereich Digitalisierung profitieren, weswegen ein Netzwerk zwischen den Hochschulen in NRW gefördert werden muss,über das sich Hochschulen zum Beispiel im Bereich E-Learning vernetzten können.Digitalisierung betrifft aber nicht nur das Leben und Lernen, an Hochschulen wird im Bereich Digitalisierung und IT auch intensiv geforscht. Dieser Forschungsbereich ist zukunftsweisend und muss dementsprechend gefördert und unterstützt werden.

Berufliche Bildung

Auch für Berufsschüler*innen muss es die Möglichkeit geben, in einer modernen und gut ausge­ rüsteten Berufsschule die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen. Neben der Ausstattung aller Berufsschulen mit modernen Computerräumen und WLAN muss es für alle Berufsschüler*innen die Möglichkeit geben, am digitalen Lernen teilzunehmen. Für sie fordern wir mobile Endgeräte,die für die Dauer der Ausbildung kostengünstig entliehen werden können. Dieses darf nicht zum Nachteil für die Berufsschüler*Innen werden. Es sollte festgehalten sein, dass auch weiterhin kein Betrieb die Pausenzeit als Arbeitszeit ausnutzt. Lehr- und Lernmaterialien müssen inklusiv gestaltet sein, um damit sicherzustellen, dass alle vom digitalen Lernen profitieren können. Es sind außerdem kostenlose Schulungen für Berufsschüler*innen und Lehrende anzubieten, bei denen diese für den Umgang mit und Einsatz von digitalen Medien qualifizieren.

GUTE ARBEIT

Wenn uns daran liegt, dass Bildung der Grundstein für gesellschaftliche Teilhabe ist, dann müssen wir uns auch um diejenigen kümmern, die in unserem Bildungssystem arbeiten. Gute Bildung funk­ tioniert nur im Zusammenspiel mit Guter Arbeit.
Frühkindliche Bildung
Die Streiks der KiTa-Mitarbeitenden in der letzten Zeit haben wieder deutlich darauf hingewiesen,dass Erzieher*innen häufig nicht nur unterbezahlt sind, sondern ihre Arbeit auch gar nicht richtig wertgeschätzt wird. Wir schließen uns hier den Forderungen der Gewerkschaften nach Aufwer­ tung des Berufs und nach besserer Bezahlung des*der Erzieher*in an. Außerdem fordern wir, dass das öffentliche Arbeitsrecht auch auf Erzieher*innen in KiTas angewendet wird, die außerhalb der öffentlichen Trägerschaft stehen.

Schule

Lange war es nicht nur Standard, sondern auch Konsens, dass Lehrer*innen verbeamtet werden.Heute werden immer mehr Anstellungsverhältnisse in den Schulen zur Normalität, häufig arbeiten Lehrer*innen in Arbeitsverträgen, die vom Ende der Sommerferien bis zum Anfang der nächsten Sommerferien befristet sind. Für uns ist das keine tragbare Situation, wir fordern die konsequente Verbeamtung von Lehrkräften. Außerdem muss es egal sein, ob eine Lehrkraft in der Grundschule oder der Oberstufe beschäftigt ist, eine Gleichstellung aller Lehrkräfte ist für uns unumgänglich,alles andere nicht zu rechtfertigen.Weiterhin ist nicht nur aus pädagogischer Perspektive ein besseres Betreuungsverhältnis von Schüler*innen und Lehrkräften sinnvoll, auch die Lehrkräfte werden entlastet, wenn mehr Klas­ sen verkleinert werden und weiter Ansprechpartner*innen, wie Sozialarbeiter*innen, zur Verfügung stehen. Deshalb fordern wir mehr Neueinstellungen von Lehrkräften und Sozialarbeiter*innen.

Hochschule

Die Hochschulen stellen für eine große Zahl an Menschen auch den Arbeitsort dar. Wir fordern für alle Beschäftigten in diesem Bereich gute Beschäftigungsbedingungen. Prekäre Bedingungenentstehen vor allem durch die Ökonomisierung der Hochschulen. Wenn Hochschulen ständig im Wettbewerb um eine ausreichende Finanzierung und Drittmittel stehen, macht dies langfri­ stig sichere und gute Beschäftigungsverhältnisse unmöglich. Insbesondere prekär sind die zum Teil extremen Befristungen in der Wissenschaft. Diese führen zu einer höchst unsicheren Perspektive und setzten Beschäftigte unter enormen Druck. Wenn dann auch noch der*die Chef*in gleich­ zeitig die wissenschaftlichen Leistungen bewertet, steht dies der Entfaltung und der Qualität der Forschung entgegen. Eine kritische, freie und emanzipatorische Wissenschaft ist nur dann möglich,wenn Wissenschaftler*innen ihrer Forschung ohne ökonomische oder andere Zwänge nachgehen können. Prekäre Bedingungen wirken sich zudem auch negativ auf die Lehre an den Hochschulen aus. Beispielsweise die Praxis, bei Dauerlehraufgaben auf externe Lehrbeauftragte, die bei höchst mangelnder Bezahlung in einem prekären Beschäftigungsverhältnis stehen, zurückzugreifen, ist untragbar. Für gute Lehre braucht es auch Gute Arbeit!Vor allem der Wunsch nach einer beruflichen Karriere in der Wissenschaft stellt Menschen vor eine sehr schlechte Perspektive: Nach der zum Teil jahrelangen prekären Beschäftigung im Mittelbau, nach unzähligen befristeten Verträgen schaffen nur die allerwenigsten den Sprung zu einer Professur.Abgehängt werden auf diesem Weg vor allem diejenigen, die sich eine schwierige Perspektive und prekäre Beschäftigungsbedingungen nicht leisten können. Und das sind oftmals Frauen* oder ande­ re benachteiligte Menschen. Perspektivlosigkeit und prekäre Bedingungen stehen einer diversen und kritischen Wissenschaft entgegen. Deswegen muss Befristungen auf allen Ebenen entgegengewirkt werden. Es braucht endlich auch abseits der Professur unbefristete Stellen im Wissenschaftssystem.Nur so kann jungen Wissenschaftler*innen einer Perspektive geboten werden. Darüber hinaus muss die Vereinbarkeit mit einer Familie oder andere Formen der Care-Arbeit sichergestellt sein.Auch die große Anzahl an studentischen Beschäftigten an den Hochschulen braucht endlich gute Beschäftigungsbedingungen. Neben einer gerechten Entlohnung müssen sozialrechtliche Standards endlich tatsächlich eingehalten werden. Für einen ausreichenden Schutz braucht es in NRW einen Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte.Einen ersten Schritt zur Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen an den Hochschulen stellt der „Rahmenkodex Gute Arbeit“ des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung dar. Dessen tatsächliche Umsetzung muss in der nächsten Zeit kritisch begleitet und beobachtet werden. Es zeigt sich, dass es für gute Arbeit an den Hochschulen vor allem eine ausreichende Grundfi­ nanzierung der Hochschulen braucht, die es den Hochschulen auch möglich machen, langfristig zu planen. Jedoch sind die Hochschulen in der Pflicht, gute Arbeit an den Hochschulen endlich umzusetzen.

Berufliche Bildung

Ein Ausbildungsverhältnis ist ein Lehrverhältnis – und kein Hilfsjob. Wir schließen uns den Forde­ rungen der Gewerkschaftsjugenden zur Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) an. Das Berufsbildungsgesetz muss bei einer Novellierung in seinem Geltungsbereich ausgeweitet werden,alle Ausbildungsberufe, die bisher eigene Ausbildungsgesetze haben oder die nach Landesrecht gere­ gelt sind, sollen in den Anwendungsbereich des BBiG aufgenommen werden. Außerdem müssen das duale Studium oder Praktika, die auf einen Beruf vorbereiten, Gegenstand des Gesetzes sein.Weiterhin fordern wir eine Ausbildungsplatzgarantie, die einen rechtlich verbindlichen Anspruch auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung geben muss. Eine gesetzlich garantierte Übernahme nach der Ausbildung kann sicherstellen, dass Auszubildende nicht von Unsicherheit über ihre beruf­ liche Zukunft von der Ausbildung abgelenkt werden. Hierzu gehört auch, dass Ausbildungsvergü­ tungen existenzsichernd sein müssen. Weiterhin muss der Zugang zur Hochschule weiter erleichtert werden; zum Beispiel indem Ausbildungsmodule bei Niveaugleichheit regulär als Studienleistungen angerechnet werden. Im BBiG muss die Lern- und Lehrmittelfreiheit endlich wirksam verankert werden, die den Auszubildenden die Last von finanziellen Kosten für die Ausbildung und das Lernen an Berufsschulen nimmt. Während der Ausbildung im Betrieb muss durch regelmäßige Weiterbildungen sichergestellt sein, dass Ausbilder*innen fachlich und pädagogisch qualifiziert sind,um den Lernstoff zu vermitteln. Für die Berufsschulen fordern wir ausreichende Lehrkräfte, um ein angemessenes Betreuungsverhältnis von Auszubildenden sicherstellen. Äquivalent zu Schulen und Hochschulen müssen auch an Berufsschulen Sozialarbeiter*innen vorhanden sein.

INKLUSION

Wir fordern die gleichberechtige Teilhabe von allen Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft.Dies bedeutet auch die inklusive Gestaltung aller Bildungsbereiche. Für den*die Einzelne*n bedeu­ tet Inklusion das Recht, zu partizipieren, selbstbestimmt zu leben und sich frei zu entfalten. Für die Gesellschaft ist Inklusion eine Bereicherung, die Wertschätzung aller Menschen und die Grund­ lage für ein solidarisches und fürsorgliches Miteinander. Inklusion heißt, dass die Gesellschaft die Voraussetzungen für eine gleichberechtige Teilhabe aller schaffen muss. Und so muss es auch für den Bildungsbereich heißen: Nicht die Menschen, sondern die Bildungseinrichtungen müssen sich anpassen!Unser Bildungssystem ist immer noch geprägt von (Mehrfach-)Diskriminierungen und Selektion.Egal ob etwa wegen der Herkunft, des Geschlechts, der finanziellen Situation oder einer körper­ lichen Beeinträchtigung: viele Menschen werden ausgeschlossen und haben nicht die gleichen Chancen. Wir fordern, dass sämtliche Barrieren abgebaut werden. Eine inklusive Bildung betrifft viele Bereiche: etwa bauliche Aspekte, Didaktik, Gebührenfreiheit, personelle Ressourcen und die Ausbildung und Schulung von Lehrkräften. Nur wenn Inklusion auf allen Ebenen mitgedacht wird, kann sie gelingen.Viele Bildungseinrichtungen müssen nach inklusiven Aspekten ausgebaut und modernisiert werden. Auch die Chancen der Digitalisierung für die Inklusion müssen evaluiert und umgesetzt werden. Das muss für KiTas, Schulen, Berufsschulen und Hochschulen gelten. Hinzu kommt, dass in der Ausbildung aber nicht nur die Berufsschulen inklusiv gestaltet sein müssen, sondern auch der Arbeitsplatz von Auszubildenden. Auszubildende Betriebe müssen in die Pflicht genommen werden, auch Auszubildende mit Handicap und/oder chronischer Erkrankung auszubilden. Dieje­ nigen Betriebe, die dies tun, müssen für den Ausbau der Arbeitsstätten nach inklusiven Aspekten finanziell durch eine Umlagetechnik unterstützt werden, bei der nicht-ausbildende Unternehmen in einen Fond zahlen, der an ausbildende Betriebe auszahlt, wenn Arbeitsstätten inklusiv gestaltet werden. Außerbetriebliche Ausbildungen für Menschen mit Behinderungen und/oder chroni­ schen Erkrankungen in speziellen Ausbildungseinrichtungen, wie sie von der Bundesagentur für Arbeit angeboten werden, müssen kurzfristig unterstützt werden, langfristig halten wir auch hier an dem Ziel fest, dass alle Menschen zusammen lernen und ausgebildet werden.Wir wollen mit unseren Investitionsmaßnahmen deutlich machen, was uns Bildung wert ist und dass wir das Bildungssystem als zentrales Handlungsfeld jungsozialistischer und sozialdemokrati­ scher Politik betrachten. Wenn wir dort nun die Investitionen tätigen, die nötig sind, können wir dafür Sorge tragen, dass wir allen Menschen ein selbstbestimmtes und auf Teilhabe orientiertes Leben ermöglichen können. Bildung ist Zukunft, und die gibt es ja bekanntlich nicht für lau!