BILDUNGSPOLITIK NEU DENKEN

Nicht zu Letzt hat die Unbeständigkeit bei bildungspolitischen Themen wie G8/G9 der SPD bei der Wahl in NRW Stimmen gekostet. Verständlich. NRW braucht ein zukunftsfähiges, konsequentes und beständiges Konzept, damit die Zukunft der Kinder NRWs eine gute wird. Die NRWSPD muss sich in den kommenden fünf Jahren von Altem lösen. Sie darf nicht mehr an gescheiterten Ideen herumwerkeln und festhalten. Wir brauchen keine Kompromisse mehr. Wir
brauchen echte Lösungen. Das dreigliedrige nicht Schulsystem möchten wir langfristig abschaffen und die Gesamtschule als die einzige Schulform für alle einsetzten. Sie muss sich trauen eine Vision für unser Schulsystem und unsere Schulen zu entwickeln, welches zukunftsorientiert ist und die Schüler*innen, ihre Fähigkeiten und Interessen in den Mittelpunkt stellt. Wir wollen die Entwicklung einer Vision unterstützen und kritisch mitarbeiten. Uns ist dabei wichtig, dass Schüler*innen in diesen Prozess eingebunden werden. Ohne folgende Punkte ist ein Neustart für uns in puncto Bildung nicht möglich:

WIEDEREINFÜHRUNG VON G9

Die Abschaffung von G9 war ein schwarz-gelber Fehler. Wir fordern die Rückkehr zu G9.

INKLUSIVE GANZTAGSGESAMTSCHULE (NACHFOLGEND IGGS)

Schulen in denen Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse zusammen lernen und einen einheitlichen Abschluss erhalten, an welchen sie eine Ausbildung oder die Hochschulreife anschließen können, sind für uns die Säulen eines zukunftsfähigen Bildungssystems. Unser Konzept der inklusiven Ganztagsgesamtschule möchten wir deshalb weiterentwickeln, vorstellen und vehement fordern.

KINDER SIND KINDER

Ein wichtiger Aspekt der IGGS ist für uns, wie der Name schon sagt, die Inklusion. Alle Kinder sollen gemeinsam lernen dürfen. Niemand darf auf Grund eines Assistenzbedarfs ausgeschlossen werden. Genauso wenig auf Grund seiner*ihrer Herkunft, der Herkunft der Eltern, der finanziellen Lage, der Religion, des Geschlechtes oder der sexuellen Orientierung. Durch die Einbeziehung aller werden die sozialen Kompetenzen aller Schüler*innen geschult. Um allen Kindern eine Teilhabe an dieser Bildung zu ermöglichen, muss die Bildung und alles damit in Verbindungen stehende, wie Lernmittel, ÖPNV Ticket und eine gesunde Schulverpflegung, kostenlos sein.

KLEINERE KLASSEN UND MULTIPROFESSIONELLE TEAMS FÜR INDIVIDUELLE
FÖRDERUNG

Wir fordern eine Anhebung der Qualität des Unterrichts durch eine Reduzierung der Klassengröße und den gleichzeitigen Einsatz von multiprofessionellen Teams, bestehend aus Fachlehrer*in, Sonderpädagog*innen und Assistenzkräften. So kann eine individuelle Förderung gewährleistet werden. Kinder können so ihren Begabungen entsprechend in Kleingruppen gefördert werden.

GANZTAG OHNE HAUSAUFGABEN

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für uns der Ganztag, welcher so gestaltet sein sollte, dass Kinder keine Hausaufgaben mehr mit nach Hause nehmen müssen. Da Schüler*innen die meiste Zeit des Tages in der Institution Schule verbringen, muss diese auch genügend Freiräume bereitstellen. Freizeit- und Sportmöglichkeiten sowie Ruheräume sind nur hier nur einige Bereiche. Wir wollen darauf hinweisen, dass auch dieser nicht länger als vier Uhr verpflichtend sein sollte, so dass es möglich ist Hobbies nachzugehen. Damit ein Ganztag funktionieren kann, muss für eine ausgewogene und nachhaltige Verpflegung gesorgt sein. Eltern sollen sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder in guten Händen sind und pädagogisch betreut werden.

STÄRKUNG DES MITTLEREN BILDUNGSABSCHLUSSES

Das Abitur darf nicht das non plus Ultra sein. Der mittlere Bildungsabschluss, dessen Erlangen am Ende der Schulzeit an einer IGGS steht, muss von der Gesellschaft wieder mehr wertgeschätzt werden. Mit ihm muss es möglich sein einen guten Ausbildungsplatz zu erhalten. Ein erster Schritt wäre die politische Diskussion auf mehrere Themengebiet, nicht nur auf G8/G9, auszuweiten.

EINFÜHRUNG EINES VERPFLICHTENDEN FACHS „RELIGIONSWISSENSCHAFT UND ETHIK

Wir fordern die Überführung des bisherigen, konfessionellen Religionsunterrichts in ein Fach „Religionswissenschaft und Ethik“, in dem sämtliche Ansätze der Deutung dieser Welt und des Zusammenlebens der Menschen unterrichtet werden. Die Reflektion und Auseinandersetzung mit den Weltreligionen und der Philosophie muss wertfrei und neutral geschehen und den Schüler*innen Respekt und Toleranz für andere Sicht- und Deutungsweisen vermitteln“.

STÄRKUNG DER GEISTESWISSENSCHAFTEN UND DES POLITISCHEN INTERESSES FÜR BESSERE ALLGEMEINBILDUNG UND EIN BESSERES MITEINANDER

Eine Stärkung der Gesellschaftswissenschaften ist für uns unumgänglich, wenn langfristig ein Miteinander auf Basis von Respekt und Toleranz basieren soll. Wir Juso Schüler*innen NRW fordern deshalb, dass jede*r Schüler*in die Chance auf eine kostenlose lokale oder digitale Tageszeitung bekommen soll, wie es bereits in einigen kommunalen Projekten für einige Monate möglich ist, um Interesse für aktuelle Geschehnisse zu wecken. Zudem fordern wir eine qualitative Verbesserung des Gesellschafts- bzw. Politikunterrichts. Dazu gehört, keine fachfremden Lehrkräfte unterrichten zu lassen und keinen Ausfall aus Kostengründen. Politische Bildung muss auch fächerübergreifend unter anderem mit dem Zusammentreffen mit politischen Parteien und ihren Jugendorganisationen praktisch erfahrbar werden. Außerdem soll ein gesellschaftswissenschaftliches Abitur möglich sein. Auch das duale Abitur muss mehr beleuchtet werden!

STÄRKUNG DES FÄCHERÜBERGREIFENDEN NATURWISSENSCHAFTLICHEN
UNTERRICHTS

In Zeiten von Fake-News und einer zunehmenden Anzahl an Klimawandelleugner*innen zeigt sich, wie wichtig eine fundierte (natrur)wissenschaftliche Grundbildung ist. Nur wer mit naturwissenschaftlichen Grundkonzepten vertraut ist und einen empirischen (naturwissenschaftlichen) Erkenntnisgang nachvollziehen kann, ist in der Lage, wissenschaftlicher Daten zu interpretieren und sich damit als mündige*r Bürger*in ein Bild zu machen. Daher brauchen wir eine Stärkung von Scientific Literacy (naturwissenschaftliche Grundbildung) Konzepten, die eine fächerübergreifende und problemorientierte Behandlung naturwissenschaftlicher Inhalte vorsehen. Die Beleuchtung eines Problems aus den Blickwinkeln unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Disziplinen
ermöglicht ein vernetztes Lernen und damit eine ganzheitliche Betrachtungsebene. Daher ist eine Umstrukturierung der Lehrer*innenausbildung zu einer gemeinsamen naturwissenschaftlichen Ausbildung und die Zusammenlegung der Fächer Biologie, Chemie und Physik zu einem Fach „Naturwissenschaften“ erforderlich.

SCHÜLER*INNENRECHTE UND -VERTRETUNG STÄRKEN

Wir fordern, dass die Rechte von Schüler*innen konkretisiert und gestärkt werden. Ihre Mitbestimmung bei der Gestaltung des Schulalltags, z.B. durch Schüler*innenvertretungen und Schulkonferenzen, ist für eine Schule, die mündige Bürger*innen in ihrer Entwicklung unterstützen möchte, elementar. Damit diese Mitbestimmung in der Praxis funktioniert, müssen Errungenschaften wie die Drittelparität weitergedacht werden, damit sich Schüler*innen ohne Beeinflussung oder Folgen engagieren können. Wir fordern überall dort, wo keine lokalen Partizipationsstrukturen vorhanden sind bzw. vorhandene Strukturen nicht in Konkurrenz zu einem Jugendrat stehen, die Unterstützung und Ausweitung von kommunalen Jugendräten.

LEISTUNGSBEWERTUNG ÜBERDENKEN

Die klassische Leistungsbewertung, wie sie im Moment üblich ist, lehnen wir ab, Ideen zur individuellen Leistungsbewertung in der Schule verfeinert werden und der Begriff selbst in Frage gestellt werden. Wir fordern daher die Entwicklung eines Konzeptes durch das der Lernerfolges eines Kindes wiedergegeben werden kann, ohne es in Schubladen zu ordnen.

SCHULE GIBT`S NICHT FÜR LAU

Zu guter Letzt fordern wir das Essentielle für unsere Vision: Investitionen! Es muss in Schulen, in Forschung zu Bildung und Lehrer*innen und -ausbildung investiert werden. Noch viel wichtiger scheint es, dass die NRWSPD in die Verbreitung und Öffentlichkeitswirksamkeit ihrer Projekte wie Gute Schule 2020 investiert, damit sie abgerufen werden und die bildungspolitische Vision der NRW in die Gesellschaft wirkt. Das Kooperationsverbot gehört deshalb nach wie vor aufgehoben. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass alle Kommunen, die Planungskapazitäten haben, die Mittel aus Investitionspaketen abrufen. Ohne eine strahlende bildungspolitische Vision, die von Anfang bis Ende durchdacht ist, wird die NRWSPD auch in Zukunft Schwierigkeiten haben zu überzeugen. Bildung ist ein wichtiges und entscheidendes Thema, zu dem wir wichtige, konsequente und zukunftsorientierte Ansätze liefern können.