Kinder und Jugendarbeit

Kinder- und Jugendarbeit gehörte schon immer zu den großen Herausforderungen in der Sozialpolitik. Dennoch steht diese Arbeit immer unter besonderen Druck: Wenn es um Sparen und Kürzungen geht, steht – egal auf welcher Ebene – immer die Kinder- und Jugendarbeit auf der Liste. Wir stellen fest, dass aufgrund der jugendhilferechtlichen Vorgaben im Bundes- und Landesgesetz (Kinder- und Jugendförderungsgesetz NRW) die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit eine Pflichtaufgabe der Kommunen ist. Aus diesem Grund gehört die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit nicht in die Konzepte der Haushaltskonsolidierung. Zeitgleich steigen jedoch die Anforderungen an die Träger der Kinder- und Jugendarbeit: gesellschaftspolitische Umbrüche sollen begleitet werden. Individuelle Probleme des Nachwuchses sollen gelöst werden. Das Kind und der Jugendliche müssen stärker betreut und gefördert werden. Für uns Jusos gehört die Kinder- und Jugendarbeit zu den wichtigsten Punkten der Politik – gerade auch vor Ort. Sie betrifft uns und unsere Zielgruppe besonders stark. Eine starke Lobby fehlt jedoch. Umso wichtiger ist ein engagierter Einsatz unserseits.

Neue Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen für die Kinder- und Jugendarbeit haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Der Freizeitmarkt für Kinder und Jugendliche ist expandiert. Die Kommerzialisierung hat auch hier Einzug gehalten – leider oft nicht zum Wohle des Kindes oder des Jugendlichen. Neue Medien und hier insbesondere das Internet tangieren immer mehr Bereiche des Lebens. Sie eröffnen neue Möglichkeiten, beinhalten aber auch neue Gefahren und die Umgestaltung von Schule in den offenen Ganztag betrifft immer mehr Kinder und Jugendliche in NRW mit entsprechenden Folgen für die Freizeitgestaltung.

Gesellschaftliche Lage von Kindern und Jugendlichen

Soziale Lage                                                                                                                                                                                                                                                                          Die soziale Lage von Kindern und Jugendlichen hat sich mit der Einführung des SGB II im Jahr 2005 erheblich verschlechtert. Die Zahl der in Armut lebenden Mädchen und Jungen hat sich seit dem mehr als verdoppelt. Mittlerweile lebt jedes vierte Kind in NRW unter der Armutsgrenze (Sozialbericht 2007). Bei Kindern aus großen Familien oder mit einem alleinerziehenden Elternteil, sowie bei Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist dieser Anteil sogar noch höher. Ergebnis dieser Entwicklung ist eine negative Auswirkung auf die persönliche Entwicklung der Betroffenen Kinder und Jugendlichen, welches oft durch fehlendes Zukunftsdenken gekennzeichnet ist.

Familie                                                                                                                                                                                                                                                                                   Das soziale Umfeld und die Familie entscheidet wie kaum ein anderes Merkmal über die sozialen, kulturellen und materiellen Startchancen junger Menschen. Dabei geraten alle Familien- und Lebensgemeinschaftskonstellationen unter starken Druck. Viele Frauen sehen sich noch immer vor die Wahl gestellt, ob sie lieber Kinder haben wollen oder einen Beruf ergreifen wollen. Folge sind eine abnehmende Zahl an Haushalten mit Kindern. Auch nimmt der Anteil an “Patchworkfamilien” (Nichteheliche Lebensgemeinschaften, Gemeinschaften Alleinerziehender, Familien mit homosexuellen Erziehungsberechtigten u.ä.) weiter zu, genau wie die Mischung unterschiedlicher Kulturen und Ethnien. Verschiedene Vorstellungen und Verhaltensweisen bestimmen den Lebensalltag. Kinder und Jugendliche stehen damit anderen Problemen gegenüber als noch vor einigen Jahrzehnten. Familien sind stärker auf Dienstleistungen angewiesen. Die Zunahme an Betreuungs- und Bildungsangeboten, sowie an der Hilfe zur Erziehung machen dies deutlich.

Bildung                                                                                                                                                                                                                                                                                   Die Fakten zur Bildungswirklichkeit in NRW sprechen eine deutliche Sprache: Rund zehn Prozent der Mädchen und Jungen erreichen keinen Schulabschluss (Bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt dieser Anteil bei 22 Prozent). Einem/r Bildungsaufsteiger/in stehen zehn Absteiger/innen gegenüber. Mehr als 40 Prozent aller Schüler/innen machen zwischen dem ersten und zehnten Schuljahr mindestens einmal die Erfahrung auf Grund von Zurückstellung, Sitzenbleiben und Schulformwechsel wegen angeblich mangelnder Fähigkeiten ausgeschlossen zu werden.

Ausbildung und Beruf                                                                                                                                                                                                                                                          Auch wenn sich die Lage im Jahr 2008 verbessert hat, fehlen immer noch Tausende von Lehrstellen. In Westdeutschland gab es 2008 120.753 mehr BewerberInnen als gemeldete Ausbildungsstellen. Viele stecken wie in den Jahren zuvor nun auch in Warteschleifen. Die Situation ist regional betrachtet jedoch sehr unterschiedlich. Insbesondere im Ruhrgebiet ist die Situation immer noch sehr bedrückend. Auf vier BewerberInnen kommt hier teilweise gerade einmal ein Ausbildungsplatz. Viele junge Menschen, die eine Ausbildungsstelle bekommen, müssen nach erfolgreicher Ausbildung eine weitere deprimierende Erfahrung machen: Sie werden nicht übernommen. Sie landen in Arbeitslosigkeit oder in prekäre Beschäftigung.

Demografie                                                                                                                                                                                                                                                                           Die Bevölkerung in den meisten Regionen NRWs wird weiter schrumpfen. Damit verbunden ist ein kontinuierlicher Rückgang des Anteils jüngerer Menschen. Verglichen mit 2007 wird der Anteil junger Menschen bis 19 Jahren um 14 Prozent abnehmen. Dabei sind diese Veränderung auch hier regional sehr unterschiedlich. Die Wanderung der Bevölkerung vermischt mit der Veränderung in der Alterstruktur wird mit einer stärkeren sozialen und ethnischen Entmischung verbunden sein. Menschen mit Migrationshintergrund werden dabei besonders von Armut und Ausgrenzung betroffen sein. Dabei sind hier besonders viele junge Menschen zu finden. Der Anteil von Nichtdeutschen der Altergruppe bis 19 Jahren wird 2015 voraussichtlich über 20 Prozent liegen. Im Ruhrgebiet wird bereit 2010 fast jede/r zweite Einwohner/in im Alter von 20-40 eine Zuwanderungsgeschichte haben.

Gleichstellung                                                                                                                                                                                                                                                                       Der Alltag von Mädchen und Jungen unterscheiden sich immer noch deutlich: Obwohl sich in vielen Bereichen die Werte, Zukunftsvorstellungen, Lebenskonzepte und Partnerschaftsmodelle angeglichen haben, sind es weiterhin junge Frauen, die sich zu Lasten ihrer beruflichen Entwicklung hin zur Familie orientieren, während junge Männer nach wie vor ihre Definition über Beruf erhalten und eher weniger zu Hausarbeit und Kindererziehung beitragen. Neben den modernen Familienbildern gibt es nach wie vor traditionell orientierte Modelle, die zudem kulturspezifisch variieren. Mädchen stehen trotz besserer Schulabschlüsse vor weniger Berufsmöglichkeiten als Jungen. Sie sind häufiger sexuellen Übergriffen und Gewalt ausgesetzt und ihre Bewegungsfreiheit in öffentlichen Räumen ist immer noch deutlich eingeschränkter.
Auch Jungen bewegen sich in ihrer Entwicklung zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Um ein “richtiger” Mann zu werden müssen sie wir z.B. In den Medien vorgegeben cool und stark sein, sowie alles im Griff haben. Gleichzeitig werden verschiedene Rollenanforderungen in verschiedenen Lebensbereichen eingefordert. Die Orientierung für Jungen aus anderen Kulturkreisen wird dabei durch wiederum anderen Vorstellungen und Normen noch weitaus schwieriger.

Gesundheit                                                                                                                                                                                                                                                                            Die Förderung und Erhaltung der Gesundheit junger Menschen hängt im großen Maße mit einer positiven Entwicklung zusammen. Chronische Erkrankungen sowie psychische und psychosomatische Störungen haben jedoch enorm zugenommen. Hier ist besonders auffallend, dass dies insbesondere Kinder aus ärmeren Bevölkerungsschichten und mit Migrationshintergrund betrifft. Junge Menschen sind besonders stark vom Stress betroffen. Folge sind psychische und psychosoziale Belastungen und Erkrankungen, Befindlichkeits- und Kommunikationsstörungen sowie Konzentrationsstörrungen. Stress, Essstörungen und Bewegungsmangel sind als die großen Probleme zu benennen und stehen in Beziehung zueinander. Die Gefährdung durch Süchte und Drogen beginnt bereits im frühen Kindesalter.

Jugenddelinquenz                                                                                                                                                                                                                                                           Statistisch hat die Zahl der Körperverletzungen durch Jugendliche zugenommen, während andere Straftatbestände stabil geblieben sind oder sogar abgenommen haben. Dieser Anstieg lässt sich mit dem veränderten Anzeigeverhalten erklären. Dennoch sind Gewalt und Kriminalität für junge Menschen häufig belastend. Ursachen sind dabei häufig auch elterliche Gewalt, gewaltfreundliches Milieu, Armut und Langeweile. Gegenstrategien gibt es leider oft nur oberflächlich und kurzzeitig und dies auch häufig lediglich bei sogenannten Intensivtäter/innen.

Medien                                                                                                                                                                                                                                                                                   Die Medien verändern das Lernen, die Kommunikation und die Alltagskultur junger Menschen. Kontakte, Gruppen und Kommunikation laufen nicht mehr zwangsweise im eigenen Stadtteil, sondern weltweit. Soziale Kontakte beim Spielen haben einen großen Stellenwert. Inzwischen sind 52 der männlichen und 41 Prozent der weiblichen Online-Spieler/innen in virtuellen Spielgemeinschaften organisiert. Auch soziale Netzwerke im Internet nehmen einen immer größeren Stellenwert ein. Die Nutzung von Medien beinhaltet viele Möglichkeiten, birgt jedoch auch Gefahren: Fernsehen kann bei falscher Nutzung dumm machen und zu Aufmerksamkeitsstörungen und Leseschwierigkeiten führen. Der Schutz vor Missbrauch über das Internet ist bei vielen Eltern noch kein entsprechendes Thema. Im Medienbereich finden sich auch die größten Schuldenfallen für junge Menschen. Das eigene Handy und Online-Shopping sind dabei die wichtigsten Gründe für die Verschuldung von jungen Menschen.

Kinder- und Jugendarbeit unter Druck

Kinder- und Jugendförderungsgesetz NRW                                                                                                                                                                                                                    Das Kinder- und Jugendförderungsgesetz NRW (KJFÖG) und der Kinder- und Jugendförderplan des Landes (KJFöP) von 2005 haben die gesamte Kinder- und Jugendarbeit in NRW im Grundsatz gestärkt. Das KJFÖG regelt die Leistungen für junge Menschen im Alter vom 6- bis zum 27. Lebensjahr. Das Land und die Kommunen werden neben den spezifischen Regelungen für die Jugendarbeit, Jugndsozialarbeit und den erzieherischen Kinder- und Jugendschutz zu weiteren generellen Zielen verpflichtet. Dazu gehört die Berücksichtigung der besonderen Belange von Kindern und Jugendlichen in benachteiligten Lebenswelten und von jungen Menschen mit Migrationshintergrund, der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Vernachlässigung, Gewalt und sexuellem Missbrauch, der Gleichstellung von Jungen und Mädchen, dem Mitspracherecht für Kinder und Jugendliche bei der Gestaltung der Angebote und das Zusammenwirken der öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe mit den Schulen. Ebenso verpflichtet das KJFÖG die Kommunen, im Rahmen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit die Jugendarbeit, die Jugendsozialarbeit und den erzieherischen Kinder- und Jugendschutz auf Basis eines Förderplans als Teil der kommunalen Jugendhilfeplanung zu fördern. Dennoch ist die Kinder- und Jugendarbeit von Kürzungen betroffen. Zuletzt wurden 2006 von der schwarz-gelben Landesregierung 21 Mio. Euro in der Kinder- und Jugendarbeit gekürzt und trotz Erhöhungen der Ausgaben in den nachfolgenden Haushalten keine nennenswerte Erhöhung in der Kinder- und Jugendarbeit vorgenommen. Die für das Jahr 2009 geplante Erhöhung des Kinder- und Jugendförderplans beinhaltet kein neues Geld, sondern kommt durch die Einbeziehung von Sonderförderungstöpfen zustande.

Prekäre Beschäftigte                                                                                                                                                                                                                                                       Diese Entwicklung führt auch zu prekärer Beschäftigung in der Kinder- und Jugendarbeit. Zwischen 1998 und 2006 wurden Personalkürzungen von 40 Prozent vorgenommen. Die Befunde aus der zweiten Strukturdatenerhebung zur offenen Kinder- und Jugendarbeit zeigt, dass der Anteil von Teilzeitbeschäftigten hier besonders hoch ist. Nimmt man freie und öffentliche Träger zusammen, so sind dort 39,3 Prozent in einem Teilzeitarbeitsverhältnis. Bei den freien Trägern, die besonders unter den Kürzungen zu leiden haben liegt der Anteil an Teilzeitarbeitsverhältnissen sogar bei 43,8 Prozent. Konkret bedeutet die, dass von den 3.700 sozialpädagogischen Fachkräften in der offenen Kinder- und Jugendarbeit nur 2.220 eine Vollzeitstelle haben. 1.480 Fachkräfte arbeiten 19,25 Wochenstunden oder weniger. Von der Teilzeitarbeit sind auch hier insbesondere Frauen betroffen: 68,3 Prozent aller Teilzeitstellen sind von Frauen besetzt und nur 43,6% aller Vollzeitstellen. Nach den Erhebungen der Kinder- und Jugendhilfestatistik arbeiten nur 53,4 Prozent des gesamten Personals in der offenen Kinder- und Jugendarbeit als “Angestellte, unbefristet beschäftigt”. Setzt man die Gesamtzahl der pädagogischen Fachkräfte nun ins Verhältnis zur Anzahl der Häuser der offenen Tür, wird die schlechte Besetzung der Häuser deutlich. 3.700 sozialpädagogische Fachkräfte arbeiten in insgesamt 2.200 Häusern. Diese Arbeitsbedingungen führen dazu, dass der Anteil der praktischen Pädagogik als “direktes Kommunizieren mit Kindern und Jugendlichen” lediglich ein fünftel bis ein viertel der Arbeitszeit macht. Die restliche Arbeitszeit wird durch Tätigkeiten wie Finanzaquise, externe Sitzungen (Jugendamt, Schulen etc.), Projektentwicklung, Geschäftsführung und Öffentlichkeitsarbeit belegt.

Leere Kassen                                                                                                                                                                                                                                                                      Viele Kommunen sehen sich finanziell am Abgrund. Seit über fünfzehn Jahren hat sich die Krise der kommunalen Finanzen entwickelt.  Haushaltssicherungskonzepte sind für viel Städte in NRW nicht nur graue Theorie sondern waren oder sind Praxis vor Ort. Ergebnis ist ein deutlicher Rückgang öffentlicher Investitionen. Mittlerweile sind viele öffentlcihe Gebäude und Einrichtungen stark Sanierungsbedürftig. Jedoch sind die dringenden Arbeiten für immer mehr Städte und Gemeinden nicht finanzierbar. Hinzu müssen Kommunen wegfallende Landesgelder kompensieren, welches nur schwer bis gar nicht möglich war und ist. So wurden vielfach über Jahre hinweg lediglich die Förderhöhe “Überrollt”, d.h. gleiche Haushaltansätze übernommen. Mit der Steigerung von Personalkosten und Betriebskosten der Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit wurde schleichend Personal abgebaut. Wo vor 10 Jahren noch drei sozialpädagogische Fachkräfte arbeiteten, sind heute nur noch ein bis zwei Fachkräfte zu finden, die gleichzeitig noch den gestiegenen Ansprüchen an die offene Kinder- und Jugendarbeit gerecht werden sollen.

Kinder- und Jugendarbeit stärken

Planungssicherheit schaffen                                                                                                                                                                                                                                    Förderverträge zwischen Kommunen und Trägern der offenen Kinder- und Jugendarbeit sind dabei eine wichtige Möglichkeit, die Arbeit und Einrichtungen vor Ort dauerhaft zu sichern. Wir Jusos setzen uns dafür ein, dass in allen Kommunen und Gemeinden solche verbindlichen Förderverträge Realität werden. Wir fordern ebenso, dass solche Verträge auch in Zeiten der Haushaltssicherung verbindlich bleiben. Kinder- und Jugendarbeit muss nach den Bedürfnissen vor Ort gefördert werden und nicht nach der aktuellen Finanzlage der Kommune.

Umsetzung des KJFöG                                                                                                                                                                                                                                                       Die Förderung der offenen Kinder- und Jugendarbeit muss gemäß den Vorgaben des KJFöG weiterentwickelt und angepasst werden. Wir Jusos fordern die Rücknahme der Kürzung in Höhe von 20 Prozent aus dem Jahr 2006. Eine verbindliche Förderung in Höhe von mindestens 96 Mio. Euro ist unser Ziel.

Jugendpolitik in den Jugendhilfeausschüssen                                                                                                                                                                                                               Der Jugendhilfeausschuss ist Teil des Jugendamtes und unterscheidet sich klar gegenüber anderen kommunalen Ausschüssen. Die Beteiligung der freien Träger durch Vertreter/innen als Mitglieder des Ausschusses macht dies deutlich. Der Jugendhilfeausschuss wird jedoch heute eher zum Vollziehungsorgan des Kämmerers. Themen wie Qualitätssicherung und die Umsetzung des Wirksamkeitsdialoges spielen kaum eine Rolle. Auch spielen Diskussionen um den Umgang mit den gesellschaftlichen Veränderungen eine zu kleine Rolle. Wir Jusos fordern, dass die Jugendhilfeausschüsse mehr Zeit bekommen, um sich der politisch-stategischen und inhaltlichen Themen widmen zu können. Die Komplexität des Bereichs erfordert eine intensivere Diskussion. Wir fordern die SPD dazu auf stärker darauf zu achten, dass die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses entsprechende Qualifikationen besitzen bzw. Erhalten. Eine Mentalität, in der der Ausschuss durch “Politiker der dritten Reihe” besetzt wird, darf es nicht mehr geben. Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses müssen ebenso die Interessen im Rat und Fraktion gut unterstützen können.

Qualität sichern und weiterentwickeln                                                                                                                                                                                                                                 Die Qualität der Kinder- und Jugendarbeit spielt gerade in Bezug auf die gewachsenen Anforderungen eine große Rolle. Wir Jusos fordern die Einrichtung von Qualitätskommissionen vor Ort, die jenseits einrichtungsbezogener Profilbildung über Qualitätsindikatoren von Kinder- und Jugendarbeit beraten. Insbesondere die Bereiche Stadtentwicklung, offener Ganztag und Kultur sind dort wichtige Bereiche, an der eine Beteiligung von Trägervertreter/innen wichtig ist. Der begonnene Wirksamkeitsdialog des Landes kann hier ein erster Baustein sein.

Bedarfsgerechter Ausbau                                                                                                                                                                                                                                                   Die örtliche Jugendhilfeplanung zeigt vielerorts ein großen Mehrbedarf an differenzierten Angeboten. Wir Jusos fordern daher weitere Gelder zum Bedarfsgerechten Ausbau vor Ort. Diese Gelder sind nicht nur ausschließlich von den Kommunen zu tragen. Insbesondere das Land NRW ist dort in der Pflicht.

Investitionen ermöglichen                                                                                                                                                                                                                                                  Wie auch im öffentlichen Raum, haben viele Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit einen enormen Investitionsbedarf, der nicht abgebaut werden kann. Eine Modernisierung der Gebäude und eine zeitgemäße Grundausstattung sind auf Grund zahlreicher Kürzungen in den letzten Jahrezehnten nicht finanzierbar gewesen. Wir Jusos fordern dies im Rahmen von aktuellen Konjunkturprogrammen entsprechend zu berücksichtigen und die Investitionsmittel für Träger der Kinder- und Jugendarbeit entsprechend deutlich zu erhöhen.

Förderung Entbürokratisieren                                                                                                                                                                                                                                    Damit Träger der Kinder- und Jugendarbeit bei der Projektförderung berücksichtigt werden ist ein Mehraufwand an Bürokratie geschaffen worden. Dieser Mehraufwand geht auf Kosten der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wir Jusos fordern die Zusammenführung von Struktur- und Projektförderung in eine Förderposition mit entsprechender Erleichterung der Nachweispflicht.

Fachausbildung verbessern                                                                                                                                                                                                                                          Veränderte Lebenssituationen von Kinder und Jugendlichen, die Zunahme von Migrant/innen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und die Veränderung der gesellschaftlichen Lage von jungen Menschen lassen die Anforderungen an pädagogisches Fachpersonal enorm steigern. Wir Jusos fordern, dass diesen Veränderung in der Ausbildung der Fachhochschulen und Fachschulen stärker berücksichtigt werden. Die methodischen und fachlichen Grundlagen der offenen Kinder- und Jugendarbeit müssen Bestandteil der Ausbildung werden.

Fortbildung ermöglichen                                                                                                                                                                                                                                                  Wir Jusos fordern einen bedarforientierten, ausreichenden Haushaltansatz für die Fortbildung von pädagogischen Fachkräften, sowie für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in der Kinder- und Jugendarbeit, um die Qualität sichern zu können und neue Lebenslagen von jungen Menschen Rechnung getragen werden kann.

Kooperation Schule mit Kinder- und Jugendarbeit                                                                                                                                                                                                       Eine partnerschaftliche und verlässliche Kooperation zwischen Schule mit der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist unverzichtbar. Der Austausch von Erfahrungen und der Einbezug des Freizeitverhaltens junger Menschen gerade im Ganztag erleichtert die Arbeit und fördert das Wohl der Kinder und Jugendlichen. Wir Jusos fordern daher eine Verankerung der Kooperation in den Schulkonzepten und -programmen, damit Ressourcen hinsichtlich der individuellen Förderung und Motivierung, der Partizipation, der Einbindung von Eltern und der Öffnung zum sozialen Umfeld genutzt werden können. Die Einrichtung von Bildungspartnerschaften kann dabei ein gute Weg sein. Zudem fordern wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe.

Jugend nicht vergessen                                                                                                                                                                                                                                                       Die Einführung des Ganztags an immer mehr Schulen ist eine Errungenschaft der Sozialdemokratie, dessen Notwendigkeit durch verschiedene Studien wie PISA deutlich wurden. Mittlerweile ist der Ganztag anerkannt und wird immer stärker genutzt. Die Kooperation der Kinder- und Jugendarbeit mit den Schulen ist wünschens- und fördernswert. Diese Neuerung, verbunden mit der schlechten finanziellen Ausstattung führt jedoch zu einer Vernachlässigung der freizeitpädagogischen Arbeit mit jungen Erwachsenen, die die Schule verlassen haben. Wir Jusos fordern, dass gerade in dieser Lebensphase die Jugendarbeit stärker greift. Dazu ist eine entsprechende Erhöhung der finanziellen Förderung notwendig.